Ein Urgestein der Kommunalpolitik tritt ab
Streufdorf (ls). Zum Jahresempfang der Gemeinde Straufhain hatten kürzlich Bürgermeister Johann Kaiser und seine Gemeinderäte in den Straufhain-Center Streufdorf eingeladen.
Es waren gleich mehrere Gründe, die in der vorigen Woche den Saal beim Straufhain-Gipfel, wie der Jahresempfang auch genannt wird, im Straufhain-Center mit Bürgern der Gemeinde, mit Vertretern der Vereine und der Initiative Rodachtal (IR) sowie mit Gästen aus Politik und Wirtschaft füllten. Unter ihnen die Landtagsabgeordneten Kristin Floßmann (CDU), Steffen Harzer (Die Linke), Vizelandrat Dirk Lindner, Thomas Vollmar (FDP-Kreisvorsitzender), Martin Finzel (IR) und seine Bürgermeisterkollegen beiderseits der thüringisch-bayerischen Landesgrenze gehörten. Zudem viele andere aus öffentlichen Einrichtungen, Ämtern, Vereinen, Firmen und Gewerbe. Dabei ließ Johann Kaiser erkennen, dass seine Freude über so viel Resonanz groß war. Musikalisch umrahmt wurde der offizielle Teil des Straufhain-Gipfels durch die Gitarrengruppe „Saitensprung“ aus Bad Rodach, die mit bekannten Schlagern und Volksweisen aufwartete, während im zweiten Teil die „Straufhain-Musikanten“ die Gäste mit zünftiger Blasmusik unterhielten. Drei Schwerpunkte prägten die Veranstaltung, der Stand der Entwicklung der Gemeinde Straufhain einschließlich der Zusammenarbeit mit der Initiative Rodachtal , der Abschied von Johann Kaiser als ehrenamtlicher Bürgermeister und die Ehrungen für bürgerschaftliches Engagement.
Kein Ort wird vergessen
Johann Kaiser dankte vor allem seinen Gemeinderat für die „gute und intensive Zusammenarbeit“ während seiner Amtszeit. „Gemeinsam haben wir viel geschafft, zahlreiche Beschlüsse umgesetzt und gute Projekte auf den Weg gebracht“, so Kaiser. Dabei sei kein Ortsteil der Gemeinde vergessen worden, wie er es an Beispielen, wenn auch nur stichpunktartig, untermauern konnte. Besonders freue es ihn, dass auch Adelhausen und Steinfeld noch in den Genuss der Dorferneuerung gekommen sei. In Adelhausen konnte u. a. der Dorfplatz neu gestaltet oder Straßen (Schulstraße, Kirchgasse) saniert werden, während in Steinfeld am Ortseingang die Bushaltestelle behindertengerecht umgestaltet, die Brücke über die Rodach saniert, der Platz an der Linde neu gestaltet und der Straßenbau zur alten Meierei realisiert wurde.
Als weitere Maßnahmen nannte er die Sanierung der Fassade des Gemeindehauses in Seidingstadt und der Einbau eines neuen Gärbottichs im dortigen Brauhaus, die Pflasterarbeiten vor dem Kindergarten Eishausen oder die Erneuerung der Friedhofsmauer. In Stressenhausen seien für Brückensanierung und Ufermauern ca. drei Millionen Euro ausgegeben worden. Er erwähnte den Straßenbau, die Bushaltestelle und die Backhaussanierung in Streufdorf und verwies darauf, dass die Nutzung aller Gemeinderäume in den Ortsteilen erhalten und überall die Einrichtung der Spielplätze unterstützt worden seien bzw. im Plan 2019 fest verankert sind. Natürlich vergaß er dabei nicht die vielen Ehrenamtlichen, ohne die eine Gestaltung des Gemeindelebens undenkbar sei. Doch dazu später.
Dann brach er nochmals eine Lanze für die „Eigenständigkeit der Gemeinde Straufhain“ und brachte außerdem sein Unverständnis darüber zum Ausdruck, das eine finanziell gut aufgestellte Gemeinde nur wegen ein paar Einwohner unter der 3.000er Grenze seine Verwaltung abgeben muss. Deshalb appellierte er an die beiden Bürgermeisterkandidaten Tino Kempf und Walter Köhler, alles für den Erhalt der Gemeinde Straufhain zu tun. „Wir als Gemeinde sind für die Zukunft gut aufgestellt, wir haben eine Grundschule, Kindergärten, Ärzte, Fleischer, Banken, tüchtige Unternehmen und Gewerbetreibende“. Die Zusammenarbeit mit der Initiative Rodachtal habe sich gut entwickelt, auch wenn er nicht immer die nötige Zeit gefunden habe, um sich einzubringen, gestand Kaiser. Kritische Worte gingen in Richtung ALF wegen zögerlicher oder noch nicht erfolgter Fördermittelzusage für 2019 sowie an Gesetzgeber und Bauamt, in dem er ein Minimum an Behördengänge fordert, um jungen Leuten das Bauen und damit das Hierbleiben zu erleichtern.
Bürgermeister und Mensch Johann Kaiser
Zu seinem Rücktritt als Bürgermeister mit seinen 75 Jahren sagte Johann Kaiser: „Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, aber ich habe es nie bereut, das Amt 2012 von meinem Vorgänger Horst Gärtner, der noch hauptamtlich tätig war, als ehrenamtlicher Bürgermeister zu übernehmen, „Zwei Gründe hatten mich auch 2018 dazu bewogen, noch einmal zu kandidieren, der Rückenwind für mich aus der Bevölkerung und die intensive Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat“. Doch man müsse merken, wenn die Kraft nachlässt und an die Gesundheit und an die Familie denken, sagte er unter viel Beifall. Für Dirk Lindner war Johann Kaiser „ein Mensch, der „nahbar war und sich für seine Ziele und Überzeugungen einsetzte“. Bei der Umsetzung von Aufgaben stehe ein Bürgermeister immer im Mittelpunkt, weil er gestalten könne „und sie haben gestaltet“, so Lindner.
Martin Finzel, Vorsitzender der Initiative Rodachtal, würdigte ihn und seine Gemeinde sowie die Gemeinde Ahorn als Nachfolger der Gründergemeinden dieser so bedeutsamen Initiative. Die Gemeinschaft der Initiative Rodachtal sei zusammengerückt und zum Beispiel durch Eisfeld und Hildburghausen weiter gewachsen, nicht nur wegen der Größe mit ca. 55.000 Einwohnern, sondern wegen ihrer Aufgaben. „Wir leben im ländlichen Raum, daher ist die Zusammenarbeit in der Initiative wichtig“, so Finzel. Dazu gehöre auch, „Heimat neu zu lernen, die Menschen an ihre Wurzeln zu erinnern, nicht auszugrenzen, sondern zusammenzubringen“. Dafür führte er viele Aktionen als Beispiele an. Kreisstadtbürgermeister Holger Obst bescheinigte ihm und seinen Vorgänger, „viel bewegt zu haben“ und mit den wirtschaftlichen Erfolgen die Gemeinde groß gemacht zu haben. Er dankte Kaiser für die Zusammenarbeit und meinte, „genieße den Ruhestand“. Diesem Wunsch schlossen sich auch Thomas Heim und Horst Gärtner an, der ihn auf Grund seiner Jahrzehnte langen Tätigkeit als „Urgestein der Kommunalpolitik“ bezeichnete. Beide dankten ihm im Namen des Gemeinderates der Freien Wählergemeinschaft für seinen unermüdlichen Einsatz und überreichten ihm eine Erinnerungstafel. Der Dank ging gleichermaßen an seine Ehefrau Maria, die viel Verständnis aufbrachte und ihm den Rücken stärkte. Schließlich gab es ein „gemeinsames schwergewichtiges Präsent“ seiner Bürgermeisterkollegen der Initiative Rodachtal.
Würdigung ehrenamtlicher Arbeit
„Es gibt Menschen, die sind einfach da, ohne Wenn und Aber“, sagte Dirk Lindner mit Blick auf das ehrenamtliche Engagement von Bürgern. Das habe bereits der römische Philosoph Cicero vor mehr als 2.000 Jahren erkannt, der sagte: „Keine Schuld ist dringender, als die, Danke zu sagen“. Deshalb dankte Johann Kaiser eine Reihe von Bürgern, stellvertretend für viele andere, für ihr besonderes Engagement in und für die Gemeinde. „Sie gestalten das dörfliche Leben abwechslungsreich und machen Straufhain zu einer lebenswerten Gemeinde“, so Kaiser.
Für ihr ehrenamtliches Wirken in den Vereinen und Ortsteilen bei den verschiedensten Aktionen, die hier kaum im Einzelnen genannt werden können, wurden geehrt:
Erik Warlich, Karin Müller, Morena Sperl, Jasmin Behlert (Streufdorfer Carnavalsverein), Johann Josef Thiem, Jugendlicher aus Stressenhausen und Lothar Götz für sein Engagement „Kopfweidenalleee“. Für ihren Einsatz bei Schulfesten u. a. Jasmin und Oliver Lehnert, Mike Leipold und Christina Weiler, für die Dorfgemeinschaft Linden Karin Augsten und Barbara Unglaub, für die Oldtimerfreunde Straufhain Andreas Bauer und Kai-Uwe Schindel.
Als unermüdliche jahrelange Wahlhelferin wurde Elisabeth Danner geehrt, Horst Gärtner für sein Wirken im Förderverein „Zwei-Länder-Museum“, Normen und Katja Walter für ihren Einsatz bei der Jugendfeuerwehr, Klaus Bauer (Kirchgemeinde), Ralf Höhn (Braugemeinde Stressenhausen), Rosemarie Fleischmann, Hedda und Dieter Altmann (Heimatverein Eishausen) sowie Emilia und Maximilian Hornig für ihre Projektarbeit zum „Mühlenwanderweg Rodachtal“. Alle Ausgezeichneten erhielten einen Kalender und das Buch „Gemeinde Straufhain – Geschichte in Bildern“.
Titelbild: Bürgermeisterkollegen der Initiative Rodachtal überreichen Johann Kaiser (3.v.l.) einen Präsentkorb. Foto: ls