Ein weiteres Stück Geschichte versilbern?
Leserbrief. Es geht seit einiger Zeit das Gerücht rum, der Teich an der Schnettersmühle im Stadtteil Häselrieth soll von der Stadt Hildburghausen zusammen mit einer danebenliegenden Wiese verkauft werden.
Gegen den der Wiese wäre nichts einzuwenden, gegen den des Teiches schon. Denn er widerspiegelt zusammen mit dem angrenzenden Gelände ein Stückchen Dorfgeschichte. Das Ensemble wurde 1875 vom Rat an den Turnverein übergeben: „Hierauf wurde auf Ersuchen bei der Ortsbehörde dem Turnverein der unterhalb des sogenannten Flursteiges gelegene Rasen am Flursteig zum Turnplatz kostenlos zur Verfügung gestellt.“
Teich und Turnplatz wurden im Laufe der Jahre zu einem Festplatz ausgebaut, auf dem zahlreiche und prunkvolle Feste begangen wurden. Neben der Teichpflege wurde der Platz 1893 mit Sand überzogen, 1895 baute man einen Geräteschuppen, 1900 wurde der Platz vergrößert, 1916 weigerte sich der Turnverein, ihn der Gemeinde als Kindespielplatz zu überlassen, 1925 wurden einige Birken gefällt und verkauft.
Im Winter brach man hier Eis, um den Bierkeller der Gaststätte „Haselstaude“ zu kühlen. Er diente auch zur Fischzucht und zur Unterhaltung mit einer Rutsche (Foto von B. Knittel). In der Mitte stand eine Plattform. In den 1950ern war der Platz eine Kleinsportanlage der Schule, Zeltlager für die Ferienspiele, Bolzplatz und Gänserasen. Der vordere Teil wurde abgetrennt und das „Wasserhaus“ errichtet. Die „Gesellschaft für Sport und Technik“ nutzte den Teich zur Erprobung von Schiffsmodellen, wie sich Anwohnerin Grete Künzinger (94) gut erinnert.
Nach den Gemeinderatsprotokollen versuchte es die Gemeinde nie, das Ensemble, auch keinen Teil davon, zu verkaufen. Es sollte so erhalten bleiben, wie es ist.
Der Teich wird vom Bernhardsbach gespeist, ist zur Zeit frei zugänglich und kann zur Löschwasserversorgung genutzt werden. Anwohner holen dort hin und wieder Gießwasser.
Bewahren wir doch gemeinsam das Wenige, was im Stadtteil vom einst größten und reichsten Dorf im Kreis überlebt hat. Erhalten wir seine freie Zugänglichkeit. Die Häselriether brauchen keine weitere Abrissruine wie die von der Stadt verkaufte „Haselstaude“.
Dr. Klaus Swieczkowski
Ralf Bumann
Hildburghausen
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