Eine kurze Geschichte der Stadtkirche(n) zu Hildburghausen oder warum schweigen die Glocken
Hildburghausen. Im Jahr 1286 fand die erste Erwähnung einer Kirche zu Hildburghausen statt. Ob es sich dabei schon um die Lorenzkirche handelt, welche erstmals 1317 namentlich erwähnt wird, weiß man nicht.
Beim großen Stadtbrand am 19. April 1779 wurde die Lorenzkirche, die damals schon den Beinamen „Stadtkirche“ trug, zerstört. Aber nicht ganz! Wie man vor Kurzem herausfand, stammt die Sakristei – für nicht Kirchenkundige der Raum hinter dem Altar, in dem sich der Pfarrer oder die Pastorin auf den Gottesdienst vorbereitet – von der Lorenzkirche und ist damit mindestens 700 Jahre alt.
Am 12. März 1781 wurde am gleichen Platz mit dem Wiederaufbau begonnen und bereits am 18. Dezember war das Dach eingedeckt. Die Weihe der neuen „Haupt- und Stadtkirche“ wurde schließlich am 24. November 1785 unter reger Teilnahme der Hildburghäuser Obrigkeit, aber auch der Bauleute und der Bürgerschaft begangen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch gleich noch eine Trauung und eine Taufe vollzogen.
Gut 50 Jahre später drohte ein neuer Brand die Kirche zu zerstören. Am 5. Februar 1835 schlug bei einem heftigen Wintergewitter der Blitz in den Turm ein. Zunächst wurde (nur) ein erheblicher Sachschaden festgestellt.
Einige Stunden später züngelten jedoch Flammen an der Turmspitze empor. Nur durch den mutigen (und teilweise auch leichtsinnigen Einsatz) des Schieferdeckers F. Friedrich konnte Schlimmeres verhindert werden. Das ganze Geschehen ist im Roman „Zwischen Himmel und Erde“ von Otto Ludwig nachzulesen.
Die nächsten Jahre verliefen, bis auf ein paar Umbau- und Renovierungsarbeiten, für die Kirche ruhig. Bis im 1. Weltkrieg neues Ungemach über sie herein brach – die Glocken mussten dem Wahnsinn geopfert werden.
Aber schon 1921 konnten sich die Hildburghäuser über drei neue Glocken freuen. Zu diesem Zeitpunkt erhielt die Stadtkirche auch ihren Namen Christuskirche.
Was dem einen wohl ein Ärgernis ist, ist vielen Hildburghäusern seit Jahrzehnten etwas Vertrautes, zur Stadt Gehörendes und zu Bewahrendes – das Glockenläuten der Christuskirche. Viele, auch nicht konfessionell gebundene, Bürger fragten in letzter Zeit, …warum läuten die Glocken der Christuskirche nicht mehr?
Bei der Erneuerung der Christuskirche (1989) wurde aus Geldmangel der Turm übergangen. Er, der nach dem Brand 1779 fast neu errichtet wurde, zeigt nun Schäden in den oberen Turmstuben über den Glocken. Der Zahn der Zeit hat an den Balken genagt und einige sind verschoben, gebrochen oder vom Schwamm befallen. Durch die Schwingungen der Glocken könnten sich die Schäden vergrößern, daher ruhen die Glocken seit dem 8. Mai 2019.
Seit Herbst 2020 laufen die Maßnahmen zur Notsicherung. Die Kosten für die Instandsetzung des Turmes und des Glockenstuhls liegen weit im sechsstelligen Bereich. Davon muss die Kirchgemeinde ca. 40 Prozent Eigenmittel aufbringen. Um sie bei diesem enormen Kraftakt zu unterstützen, ist ein Förderverein in Gründung.
Dieses Jahr hängen die Glocken 100 Jahre auf dem Turm, nachdem die alten Glocken 1917 für den 1. Weltkrieg abgegeben werden mussten. Die Kirchgemeinde hofft, dieses Jubiläum zu gegebener Zeit würdig begehen zu können. Vielleicht auch mit einer kleinen Ausstellung über unsere Hildburghäuser Stadtkirche.
Um die Instandsetzung schnell in Angriff nehmen zu können, sind Spenden notwendig. Daher sind alle diejenigen, denen unsere Stadtkirche am Herzen liegt, zu einer Spende aufgerufen. Informationen zu Spenden und Förderverein können im Pfarramt in der Schleusinger Straße eingeholt werden.
Abschließend noch ein herzlicher Dank an Karl-Heiz Roß für seine maßgebliche Unterstützung. Er hat ein Heft erarbeitet, welches gegen eine angemessene Spende auch im Pfarramt oder in der Christuskirche erhältlich ist.
Markus Krämer
Mitglied Gemeindekirchenrat
Foto: Südthüringer Rundschau