Es braucht den gemeinsamen politischen Willen!
Schleusingen/Erlau. Die „#ProvinzEnthusiasten – 18sind1“ haben am 24. Januar 2020 zum ersten Bürgerforum nach Erlau ins Gasthaus „Zur grünen Erle“ eingeladen. Über 70 interessierte Bürger und kommunale Vertreter aus der Region Südthüringen sind dieser Einladung gefolgt. Es ging um das Herzensprojekt der Schleusinger Bürgerinitiative den „Familienfreundlichen Radweg zwischen Werra und Rennsteig“.
Nachdem es in den vergangenen Monaten immer wieder zu unterschiedlichen Interpretationen des Konzeptes kam, sollte endlich ein gemeinsames Verständnis über die Radwegs-Idee geschaffen werden. Der Einladung folgten auch einige Schleusinger Stadträte, um sich aus erster Hand zu informieren. Schließlich hängt es von ihrem Votum ab, ob Gespräche zu diesem interkommunalen Projekt mit Suhl und der VG Feldstein aufgenommen werden.
„Zum heutigen Zeitpunkt über die praktische Umsetzung oder gar Finanzierungsdetails zu reden, wäre absolut verfrüht“, so Uwe Rettner. „Wir müssen darüber reden, ob wir uns vorstellen können, mit diesem Projekt gemeinsam unsere Region nach vorn zu entwickeln.“
Kathrin Kern-Ludwig erläuterte in ihrem Vortrag das Konzept und die Beweggründe hinter dem Radwegsprojekt. Tourismus muss als Wirtschaftsfaktor wieder anerkannt und gefördert werden. Er bringt nicht nur Urlauber nach Südthüringen, sondern erhöht auch signifikant die Lebensqualität der Einheimischen.
Das dies kein Wunschdenken ist, konnten die Gäste von Radwegs-Experten aus der Oberpfalz erfahren. Der erste Bürgermeister der Marktgemeinde Waldthurn, Josef Beimler und sein Stellvertreter Hans-Peter Reil waren extra nach Schleusingen gekommen, um von ihrem „Bocklradweg“ zu berichten. Dieser ist auch ein interkommunales Projekt inmitten des Oberpfälzer Waldes. „Dieser Radweg war ein wichtiger Impulsgeber für den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufschwung in unserer damals strukturschwachen Region“, berichtete Bürgermeister Beimler. Seit 10 Jahren rollen die Fahrräder über den 52 km langen „Bocklradweg“ nahe der Tschechischen Grenze.
Entlang des Weges entsteht regelmäßig Neues, erzählte der Bürgermeister sichtlich stolz. „Man sollte viel mehr von erfolgreichen Praxisbeispielen lernen. Es ist relevanter zu wissen, wie etwas geht, statt nur zu diskutieren, was alles nicht geht“, stellte Kern-Ludwig fest. Schleusingen könnte der zentrale Knotenpunkt dieses Projekts werden.
An unterschiedlichen Thementischen waren im Anschluss der Vorträge die Gäste gefragt. Tourismus, Regionale Vernetzung, Marketing, Infrastruktur und natürlich die Wegvarianten wurden beleuchtet. Jeder konnte überall seine Gedanken äußern. Alles wurde diskutiert, weitergedacht und festgehalten. „Diese Diskussionen sind für uns sehr wertvoll,“, so Rettner, „geben sie uns doch die Möglichkeit unsere Idee weiter zu verfeinern.“.
Die Diskussion um die Finanzierbarkeit dieses Vorhabens hatte in der Vergangenheit für viel Verwirrung gesorgt. „Zunächst muss ein gemeinsamer politischer Wille formuliert werden.“, sagt Marc Trommer, der als Vertreter der Stadt Suhl einen der vier Thementische moderierte. Suhl liegt etwas an der Verbindung zwischen Schleusingen und Schmiedefeld am Rennsteig (seit 2019 Ortsteil von Suhl) und man stehe für die Gespräche bereit.
Ein hitziger Diskussionspunkt waren die vom Schleusinger Bürgermeister vorgeschlagenen Alternativ-Routen. Sowohl in der Präsentation als auch am Thementisch wurde deutlich, dass die Strecken durch den Wald sowohl über die I-Linie als auch über den Soldatenbrunnen nach Frauenwald jeweils deutlich länger und deutlich steiler sind als die Variante der #ProvinzEnthusiasten. Auch wenn die Sichtweisen anfangs unvereinbar schienen, waren sich der Schleusinger Wegewart Detlev Ohlig und Kathrin Kern-Ludwig am Ende doch einig – das Konzept der #ProvinzEnthusiasten ist sinnvoll und bis es den familientauglichen Radweg auf den Rennsteig gibt, müssen die Alternativ-Routen mitvermarktet werden, denn landschaftlich sind sie wunderschön.
Die Vermarktung ist ein zentraler Aspekt, hier gilt es endlich die Hausaufgaben zu manchen. Tourismus ist kein Selbstläufer, sondern ein ständiges Werben um Aufmerksamkeit. „Nicht als Stadt Schleusingen alleine, sondern als Region muss die Vermarktung erfolgen und die Gemeinden müssen sich aktiv einbringen.“, gibt Ernst Haberland als Tourismus Experte zu bedenken. Und wenn es am Ende eine familiengerechte Hauptroute sowie zusätzlich sportlich anspruchsvolle Routen nach oben gibt, kann es für die Region nur vorteilhaft sein.
Ein Gast fasste es so zusammen: „Skigebiete mit nur einer schwarzen Piste werden auch beim bestem Marketing keine Besuchermagnete. Die Vielfalt macht den Unterschied in der Attraktivität.“ Recht hat er!
Zum Vormerken: Am 28. Juni 2020 wird es wieder eine Radsternfahrt geben, diesmal von Schleusingerneundorf nach Kloster Veßra! Details folgen in Kürze unter www.18sind1.de.
Foto: „#ProvinzEnthusiasten – 18sind1“