Es drängt sich der fürchterliche Verdacht auf, dass man keinen neuen Chefarzt finden wollte
Lesermeinung zum Artiklel „Klinikum Hildburghausen schließt zum 31. März die Geburtsstation“, erschienen in der Südthüringer Rundschau am 17. Februar 2021
Leserbrief. Da soll doch das heilige Donnerwetter über den Geschäftsführer der Südthüringer REGIOMED-Kliniken, Michael Musick mitsamt dem Vorstand und den gesamten Aufsichtsrat, kommen wenn ich solche Hiobsbotschaften in der Zeitung lese: „Klinikum Hildburghausen schließt zum 31. März die Geburtsstation“ Was denkt sich denn dieser Geschäftsführer überhaupt dabei und für wie dumm halten „die da oben“ uns denn? Weil er keinen neuen Chefarzt fand oder nicht finden wollte?
Dass ein Chefarzt auf einen anderen, besser bezahlten Posten wechselt ist ein ganz normaler Vorgang. Aber die Neubesetzung dieses Postens? Mitnichten! Falls es nachweislich keinen Bewerber gab, da „befördert“ man den bisherigen Stellvertreter, einen Oberarzt bzw. einen Arzt zum Chefarzt oder es wird ein Chefarzt kommissarisch ernannt und eingesetzt. Das ist die übliche Praxis überall in der freien Wirtschaft.
Dass es ganz anders geht, zeigt die Ernennung von Dr. Mahnkopf als neuen Chefarzt der Kardiologie in Coburg vom 1. Februar 2021. Der wurde vom Hauptgeschäftsführer Alexander Schmidtke vorgestellt und tritt die Nachfolge des weltweit geschätzten Professor Dr. Johannes Brachmann an. Neudeutsch heißt das: Geht doch wenn man will!
Aber es drängt sich der fürchterliche Verdacht auf, dass man keinen neuen Chefarzt finden wollte um einen für die breite Öffentlichkeit triftigen Grund zu finden. Wegrationalisieren um jeden Preis nannte man das nach der politischen Wende. Da wurde unter dem Deckmantel der sogenannten Treuhandgesellschaft fast die gesamte Volkswirtschaft der ehemaligen DDR platt gemacht.
Alle, die selbst produktiv gearbeitet haben wissen, dass es eine Anzahl maroder Betriebe gab, die reif für den Abbruchbagger waren. Aber es gab eine große Zahl von Betrieben, die hätten weiter produzieren können, wurden aber platt gemacht oder von West-Betrieben übernommen, um lästige Konkurrenten auszuschalten (z.B.: ehemalige Schraube in Hildburghausen).
In diese Richtung scheint die geplante Schließung der Geburtsstation in Hildburghausen zu gehen: Zunächst will man die Gehälter und Kosten für das gesamte notwendige medizinische Personal sparen, um u.a. durch diese Einsparungen den tief in die roten Zahlen gerutschten Gesamtkonzern REGIOMED-Kliniken zu sanieren. Das verbessert die Chanchen einer Gewinnausschüttung für die Aufsichtsratsmitglieder.
Damit will man u.a. die Schäden für die totale Fehlentscheidung, die Zentralküche für die REGIOMED-Kliniken in das äußerst abgelegene Lichtenfels zu bauen, teilweise heilen. Zum anderen generiert man durch die Zurverfügfungstellung von Belegbetten für andere Ärzte ganz leicht Gelder, ohne größere eigene Aufwendungen. Auch damit hofft man unter anderem, wieder aus den selbstverschuldeten roten Zahlen herauszukommen. Das gibt Pluspunkte für den Regionalgeschäftsführer bei seinen Vorgesetzten und deren mögliche Boni.
Und nun kommen wir zu unserem Hildburghäuser Landrat Thomas Müller als „geborenes“ Mitglied des Aufsichtsrates: Wenn ich mich recht erinnere, wurde unter seiner Leitung als Chef des damaligen Aufsichtsrates die vormalige Hauptgeschäftsführerin entlassen. Die Entlassungsgründe erschienen damals vielen nicht ganz nachvollziehbar. Das kostete den Steuerzahler meines Wissens 800.000 Euro Abfindung für die Hauptgeschäftsführerin. Gibt es eigentlich für Aufsichtsratsmitglieder eine persönliche Haftung bei Fehlentscheidungen? Ich glaube nein.
Nun wäre es an der Zeit für unseren Landrat Thomas Müller, seinen ganzen Einfluss geltend zu machen, um den Geschäftsführer der Südthüringer REGIOMED-Kliniken, Michael Musick, fristlos zu feuern. Grund: nachgewiesene Unfähigkeit, einen neuen Chefarzt zu finden und einzusetzen.
Ein Bauernopfer muß sein – das zeigen uns die Bundesligaklubs mit den Trainern, wenn diese ein paar Spiele nacheinander verloren haben. Damit käme unser Landrat buchstabengetreu seinem Amtseid nach, den er schon mehrere male abgelegt hat und in dem es wohl sinngemäß heißt, dass er alles zum Wohle der ihm anvertrauten Menschen im Landkreis unternehmen muß.
Die sofortige Rücknahme der geplanten Schließung der Geburtsstation wäre das Mindeste, was die Bürger des Landkreises
von unserem Landrat erwarten können. Und wenn man die Sonntagsreden unserer Politiker für bare Münze hält, dass „unsere Kinder unser aller Zukunft sind“, dann hat er die breite Unterstützung der Bürger im Landkreis Hildburghausen hinter sich.
Abschließend noch ein Zusatz: Unter den Mitarbeitern der REGIOMED-Klinik in Hildburghausen wird vermutet und gemunkelt, dass die Schließung der Geburtsstation nur ein erster Schritt der langfristigen Strategie sei, um den Standort Hildburghausen komplett zu schließen. Nach und nach würden die rentablen Bereiche geschlossen, nach Coburg verlagert und dann als Folge der Standort Hildburghausen wegen Unrentabilität geschlossen. Es bleibt zu hoffen, dass es nicht so kommt!
Das öffentliche Statement des Geschäftsführers Michael Musick: „Für mich ist es wichtig, dass keine Zukunftsangst entsteht, weil eine Säule weg bricht. Die anderen sind dagegen sehr standfest und sollen in den kommenden Jahren medizinisch ausgebaut werden“, könnten als geschickt eingesetzte Nebelkerzen interpretiert werden. Das könnten nur wohl gemeinte Versprechungen sein, an die sich später niemand zwingend halten muß. Wenn mehrere Säulen weggebrochen sind, dann stürzt ein Haus unweigerlich zusammen. Aber dann ist unser verehrter Landrat Thomas Müller wohl aus
Altersgründen nicht mehr in Amt und Würden.
Bruno Schubarth
Gellershausen
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