Großer Bahnhof beim Festkommers in Bedheim
Bedheim (ls). Zu einer gelungenen Auftaktveranstaltung der Festwoche anlässlich des 850-jährigen Ortsjubiläums, die am Sonntag zu Ende geht, gestaltete sich der Festkommers am Freitagabend vergangener Woche im großen Festzelt, der von den Jagdhornbläsern aus Haina feierlich eröffnet wurde. Und für die Moderation des Abends hatte das Festkomitee den allseits bekannten Peter Rüberg von der gleichnamigen Agentur gewinnen können. Ihm war es demzufolge auch vorbehalten, alle Bedheimer, Gäste und Ehrengäste aus Sport, Wirtschaft, Kommunal-, Landes- und Bundespolitik zu begrüßen, was auf Grund der langen Gästelisten namentlich kaum möglich war.
Erste Grußworte der Ehrengäste kamen von Bürgermeister Heiko Bartholomäus, der bei einem Gang durch Bedheim seinen Einwohnern „ein vielschichtiges Engagement“ bestätigte. Ein Rückblick auf das Geschaffene zeuge davon, so Bartholomäus, das die Bürger „mit ihrem Ort verbunden und verwurzelt“ seien. Seine Aufgabe sehe er u. a. darin, alle Gemeindeteile weiter zu entwickeln. Vom „Stolz auf das Erreichte“ sprach auch Landrat Thomas Müller, der den Geburtstag eines Ortes, der sich „Nullt“ als einen ganz besonderen betrachtet. Dabei werde es jeden bewusst, wie „Generationen Höhen und Tiefen erlebt“ haben. Bei seinen Besuchen erlebe er immer wieder, wie sich Bürger mit dem eigenen Ort identifizieren, jeder Verantwortung für den Nachbarn übernimmt.
Sehr persönliche Worte fand die Bundestagsabgeordnete Katrin Göring Eckardt für Bedheim und seinen Bürgern. Wohl auch deshalb, weil sie den „Ort total ins Herz geschlossen“ habe. Schon seit 1994 begleite sie der Ort, den sie schon mehrmals aufgesucht habe. Sogar die Hochzeit ihres Sohnes habe in Bedheim stattgefunden. „Nach Bedheim kehrt man hin“, meinte Katrin Göring Eckardt, manche sind zugezogen, andere kehren vielleicht auch wieder zurück. Ganz hervorragend fand sie die Existenz des Kinder- und Jugendorchesters Gleichamberg, von dem sie begeistert war. Das dürfte auch Thomas „Peppi“ Gütter gefallen haben. Sie fand aber auch Worte zur friedlichen Revolution vor 30 Jahren und forderte alle auf „Machen sie mit, wenn es um Freiheit und Demokratie geht“.
Innenstaatssekretär Uwe Höhn bewies am Beispiel Bedheim, dass die Angst vor einem Verlust der eigenen Identität bei einem Gemeindezusammenschlusses unbegründet ist. Vielmehr mache das tägliche Miteinander einen Ort aus. „Erst ward ihr allein, dann Gleichamberger und jetzt Römhilder“, meinte Höhn, „und trotzdem seid ihr Bedheimer geblieben“. Er griff auch einen vorher geäußerten Gedanken auf, dass das Festzelt eine bestimmte Handschrift trage, meinte Höhn, nämlich die von Marion Seeber als Mitglied des Festkomitees. Und so freute er sich, dass er als erstes an diesem Abend Marion Seeber zu ihrem Geburtstag öffentlich gratulieren durfte. Doch für sie war der Geburtstag am Freitag zweitrangig, denn da stand der Festkommers im Vordergrund. Weitere hochrangige Ehrengäste waren die Thüringer Finanzministerin Heike Taubert und der Ehrenpräsident des Landessportbundes, Peter Gösel.
Eingebunden in ein historisches Interview von Peter Rüberg mit Ortschronisten Bernd Heim gab es einen Abriss bewegter Bilder durch die Jahrhunderte von A wie adlige Herren von Heßberg bis Z wie Zimmerleute. Dazwischen marschierten weitere Handwerker, ob Schuster, Wagner, Maurer, Schneider oder Müller auf, Bauern, der Kindergarten „Pfiffikus“, die Kneipp-Grundschule, Ludwig Nonne, Sebastian Kneipp oder die Eisenbahner des Bedheimer Bimmel-Bähnle. Dazwischen im Schnelldurchlauf immer wieder Stationen einer facettenreichen Geschichte im Zwiegespräch zum Ort, zur Kirche oder zu Vereinen.
Dass Musik und Tanz eine tragende Säule des Abends waren, verdient auch ein näheres Eingehen auf die verschiedenen Akteure. Bereits vor Beginn des Festaktes haben die Großen des Kinder- und Jugendorchesters Gleichamberg unter der Leitung von Thomas Gütter beste Unterhaltung geboten. Aber auch zur Auflockerung zwischendurch bewiesen die Musikerinnen und Musiker mit einer gut abgestimmten Titelauswahl ihre Vielseitigkeit. So ging es in einem Potpourri dorthin „Wo die Wolga fließt“, kam passend zum Handwerkeraufmarsch die „Dorfschmiedpolka“ mit Amboss-Hammerschlägen oder bei der Kirmesgesellschaft die „Lottchenpolka“ und der „Rheinländer“. Zugaberufe wurden laut beim Solo von Josef Gütter mit Xylophon.
Den ganzen Abend präsent waren auch die Jagdhornbläser mit ihrem Leiter Frank Hummel, die mit wundervollen Klängen, ob „Gamsschützenmarsch“, „Jägerchor“ oder „Jägers Wanderliedchen“ u. a. für Abwechslung sorgten. Den nötigen Augenschmaus boten das Tanzmariechen Zoe Weidlich aus Römhild und das Showballett Gleichamberg, Leitung Stefanie Amrell, mit südamerikanisch-spanischen Esprit. Längst über Landesgrenzen hinaus bekannt ist die Folklore-Tanzgruppe Wallrabs, geleitet von Daniela Krell. Mit einem „Ländler“, dem „Tüchtertanz“ oder dem „Hackschottisch“ und „Stocktanz“ erfreuten sie das Zeltpublikum. Ein Bühnenbild mit allen Mitwirkenden rundete den erfolgreichen Abend ab. Für den Tanz bis weit nach Mitternacht sorgte schließlich die „Disko-Mühle“ aus Ehrenberg.
Fotos: ls
Die Jubiläums-Ehrentafel
- Geehrt wurden mit Gertraud Kunz (97 Jahre) und Ernst Schleusinger (92 Jahre) die ältesten Bürger von Bedheim.
- Mit dem Thüringer Ehrenamtszertifikat wurde die Firma Stahlbau Eyring, dazu postum ihr Gründer Siegfried Eyring geehrt. Die Laudation hielt Thomas Müller.
- An der Ehrenamtsgala in Schnett nehmen teil: Heidemarie und Friedemann Kühnhold sowie Ina und Christian Lange.
- Mit der Ehrenplakette mit Urkunde des Kreissportbundes wurde Thomas Metz ausgezeichnet.
- Rene Liebermann, Vorsitzender des TSV Blau-Weiß Bedheim, erhielt die GutsMuths-Plakette des Landessportbundes in Silber. Die Laudatio hielt Uwe Höhn als Präsident des Kreissportbundes.
- Durch das Festkomitee wurden geehrt: Kerstin Seeber, Dieter Blatt und Wolfgang Juch.