Grußwort von Sven Gregor, Bürgermeister der Stadt Eisfeld
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
„Ja“, werden viele sagen, „so ein Jahr ist schnell vorüber und wie geschwind, steht schon wieder Weihnachten vor der Tür.“ Daran ist wohl etwas Wahres, denn es könnte einem so vorkommen, dass man eben noch in Shorts und T-Shirt herumlief und über die Hitze fluchte.
Wir Erwachsene wundern uns über die Schnelligkeit, mit der die Zeit verfliegt, aber für die Kinder ist das Weihnachtsfest wohl noch immer der Höhepunkt des Jahres.
Der christliche Kalender meint die nahende Ankunft des Herrn, wenn vom Advent die Rede ist – aber diese offizielle Bedeutung steht weit hinter der Magie der Vorweihnachtszeit zurück. Zwar ist nicht abzuleugnen, dass es alles ein wenig zu sehr neonbeleuchtet und digitalisiert daherkommt in diesen Zeiten, in denen Glitzer und Lichtermeere zum täglichen Konsum gehören – doch tatsächlich kann man das wieder zurückrufen mit ein wenig Zeit und Willen. Dazu braucht es vor allem Kerzen, und wenn möglich, sollten es Rote sein.
Ein Adventskranz ist für kleine Kinder mindestens ebenso spannend wie die Xbox für die Größeren, denn erst einmal ist es nichts Alltägliches, und zweitens kommt das Ritual des zeitlich versetzten Anzündens hinzu. Schließlich sind die vier Kerzen so etwas wie eine Art Straßenbeleuchtung für den Weg, der unfehlbar zum Heiligabend und zu wundervollen Dingen führt. Um die ganze Angelegenheit noch etwas spannender zu machen, gibt es schließlich die Adventskalender. Früher waren das schön bunt gezeichnete Papptafeln in verschiedenen Größen, die vorgestanzte Fensterchen hatten. Öffnete man eines, sah man dahinter ein winziges Bildchen, das meist irgendeinen weihnachtlichen Bezug hatte. Lebkuchen, Teddybärchen, Kerzen oder Engelchen. Das größte Türchen war natürlich das mit der Vierundzwanzig, dahinter verbarg sich in 99 von 100 Fällen ein Weihnachtsbaum. Das wusste man eigentlich schon vorher, aber spannend war es trotzdem.
Aber gleichgültig, wer welche Türchen heute öffnet, Vorfreude gibt es immer noch allemal. Kinder schwelgen in der nahenden Erfüllung größerer Wünsche und nehmen die besondere Atmosphäre verstärkt wahr, und die Erwachsenen freuen sich auf besinnliche Tage, in denen der Alltag einmal außen vor bleiben kann und an denen man viele Menschen trifft, die man selten sieht und zu wenig Danke sagt.
Viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich. Vereine und Institution bereichern das Leben der Gemeinschaft, einige unvergessliche Momente brachte hier auch das zu Ende gehende Jahr 2019. Alle Vereine, verschiedenste Gruppen, als auch einzelne Personen engagieren sich Tag ein und Tag aus für ein vielfältiges kulturelles Leben. Dafür möchte ich allen Vereinen, Verbänden und Ehrenamtlichen herzlich danken. Ebenfalls danke ich allen hilfsbereiten Menschen, die sich intensiv um andere Menschen kümmern und ihnen in Notlagen helfen. Insbesondere sei hier die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr, der Selbsthilfegruppen, der Sozialverbände und vieler engagierten Menschen zu nennen. Trotzdem geben die Hektik und der Alltag wenig Raum für Gemeinschaft und eine nachhaltige Unterstützung gesellschaftlicher Herausforderungen.
Die tatsächliche Weihnachtsbotschaft geht oftmals irgendwo in der Monotonie unter, ein Selbstläufer ist sie auf jeden Fall nicht. Das Streben nach Harmonie am Weihnachtsfest ist allemal ein wichtiger Punkt für die kommenden Feiertage. Sie beinhaltet Dinge wie Familie, Zusammengehörigkeit, friedliches Zusammensein und gegenseitige Wertschätzung. Leider nehmen wir Menschen nur wenig von dieser Harmonie mit in unser alltägliches Leben. Viele Projekte konnten auch in diesem Jahr in Angriff genommen werden. Über verschiedene Aufgaben wurde intensiv beraten und diskutiert. Wahlen wurden durchgeführt, um die Mitbestimmung der Bevölkerung und die aktiven Möglichkeiten der Mitgestaltung unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Nicht immer mit dem nachhaltigen Erfolg, den man vielleicht anstreben wollte.
Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren verändert, Vertrauen ist massiv verloren gegangen, ein Zusammenwirken verschiedener Interessengruppen scheint unmöglich geworden zu sein. Aus dieser Situation eine attraktive und nachhaltige Kommunalpolitik zu gestalten ist äußerst schwierig. Wir gehen in Eisfeld GEMEINSAM neue Wege. Mit der IDEENWERKSTATT ist es gelungen, verschiedene Projekte zielorientiert voranzubringen und die Menschen Vorort mit einzubeziehen. Dabei werden auch nicht alle Probleme und Herausforderungen sofort zu lösen sein, aber GEMEINSAM können Prioritäten bestimmt werden, wie z.B. die Umsetzung realisiert werden soll.
Vielleicht müssen sich unsere Erwartungen auch etwas anpassen. Oftmals geht es nicht schnell genug oder das Geschaffte ist zu wenig. Dabei strebt man nach immer mehr, man will alles sofort und achtet dabei nicht auf Andere.
Offenbar sind die Advents-Sonntage mit den ersten angezündeten Kerzen eine gute Gelegenheit, die Sache einmal in Ruhe zu überdenken und sich einfach etwas ruhiger auf die kommenden Feiertage vorzubereiten: nichts erwarten, sondern gelassen und in echter Vorfreude einfach an Weihnachten denken, an Ruhe und herrliche Düfte, Gedichte zum Advent, sowie Lichter und Harmonie – ohne irgendetwas erzwingen zu wollen. Der Gedanke „Es ist ja noch so viel zu tun bis Heiligabend“ sollte in unseren Köpfen nicht viel Raum haben … selbst wenn die Türrahmen nicht alle feucht abgewischt sind und nicht alle Gardinen gewaschen wurden: Weihnachten ist trotzdem.
Vielleicht eine Zeit, um auch mal inne zu halten und über die vielen Erlebnisse des Jahres nachzudenken. Einfach auch mal dankbar zurück zu schauen auf ein Jahr, in Frieden, Freiheit und Glück. Aber auch an Terror in Europa und der Welt, an Krieg und Flucht. Unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser schrecklichen Gewalt, und bei den Menschen, die auf der Flucht aus ihrer Heimat sind. Vielleicht begreifen wir dann, wie gut es uns eigentlich geht. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen in Eisfeld, in Sachsenbrunn, in Harras, in Hirschendorf, in Stelzen, in Bockstadt, in Herbartswind, in Schirnrod, in Waffenrod, in Saargrund, in Hinterrod, in Friedrichshöhe, in Heid, in Tossenthal, in Weitesfeld und dem gesamten Landkreis Hildburghausen, ein gesegnetes und friedliches Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr 2020.
Ihr Sven Gregor
Bürgermeister der Stadt Eisfeld
Foto: Privat