Hilfeschrei aus dem Hildburghäuser Krankenhaus
Leserbrief. Laut dem von Landrat Thomas Müller (CDU) eingebrachten Tagesordnungspunkt „Restrukturierung“ sollte die Geburtshilfestation des Hildburghäuser Krankenhauses am 31. März 2021 schließen. Das konnte vorerst abgewendet werden durch das forsche und kluge Eingreifen des Kreisrates und Eisfelder Bürgermeisters Sven Gregor. Eine Galgenfrist? Das liegt meines Erachtens nur an den Mitgliedern des Hildburghäuser Kreistages, die mit ihrem Votum letztendlich darüber entscheiden. Einer endgültigen Schließung gilt es mit allen zur Verfügung stehenden legalen Mitteln entgegenzuwirken.
Daraus folgt: Der Geschäftsführung eindeutig Kante zeigen – Auge um Auge, Zahn um Zahn – wie in der Bibel geschrieben.
Vielleicht könnte eine/r der Kreisräte/innen bei einer Kreistagssitzung offen andiskutieren, dass der Landkreis Hildburghausen als Gesellschafter aus dem Regiomed-Klinik-Verbund aussteigt? Einfache Begründung, die jeder versteht: Um eine endgültige Schließung zunächst der Geburtshilfestation und möglicherweise nachfolgend des ganzen Krankenhauses zu verhindern. Nach der politischen Wende gab es die sogenannte Treuhandanstalt, die einen Großteil der ehemaligen DDR-Betriebe platt machte. Ein Teil der älteren Bürger wird sich noch an die „Auflösung“ der „Schraube“ in Hildburghausen erinnern, der meines Wissens mehr als 1.000 Beschäftigte zum Opfer fielen. Das Vorgehen der Geschäftsleitung der Regiomed-Kliniken läßt auch solches für das Hildburghäuser Krankenhaus vermuten.
Aus den Medien war zu erfahren, dass in Coburg ein komplett neues Krankenhaus gebaut werden soll, für (zunächst) schlappe 500 Millionen Euro. Das ist vordergründig eine feine Sache. Einen Teil will der Freistaat Bayern finanzieren. Und wie groß ist der Eigenanteil der Regiomed-Kliniken? Wieviel davon müsste da der Landkreis Hildburghausen aufbringen? Wird davor das Hildburghäuser Krankenhaus destabilisiert und platt gemacht oder verkauft? Oder eine riesige Geriatrie, ein Alten- und Pflegeheim daraus gemacht? Fragen über Fragen, die man sich als besorgter Bürger auch öffentlich stellen sollte, damit die damit befassten Gremien, wie der Kreistag Hildburghausen, rechtzeitig darauf reagieren können. Ich möchte nochmals an den Satz des damaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht erinnern, der noch 2 Monate vor der Errichtung der Berliner Mauer am 13. August 1961 in einer internationalen Pressekonferenz sagte: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“
Und dass der Schuh im Hildburghäuser Krankenhaus ganz mächtig drückt und die Kacke am dampfen ist, beweist ein an mich gerichteter anonymer Brief (eines Insiders?) und war letztendlich der Grund für diesen erneuten Leserbrief.
Anstatt der pressewirksamen jährlichen Landbefahrungen, um sich die Sorgen der Landwirte anzuhören, könnte unser Landrat auch direkt im Hildburghäuser Krankenhaus aufkreuzen, um sich vor Ort zu informieren. So könnte er auch hören, dass „die Hebammen schon im Oktober 2020 informiert wurden, sich beruflich anders zu orientieren, da die Geburtenstation keine Zukunft mehr habe.“
Ab April 2021 soll die Rezeption von 22 Uhr bis 5 Uhr nicht mehr besetzt werden. Die Aufgaben sollen von der Notaufnahmeschwester übernommen werden, die ihren Sitz in der 1.Etage hat. Ist das gesetzlich aus Arbeitsschutz- und Sicherheitsgründen überhaupt zulässig?
Im vorigen Jahr wurde die Küche nach Lichtenfels ausgelagert. Als nächstes stehe die Ausgliederung des Sterilisation Bereiches nach Sonneberg an. Aber das wird unser Landrat sowieso schon alles wissen.
Welche Einsparungen und Ausgliederungen gibt es in den anderen Häusern? Keine Angaben.
In der Presse gab es die Schlagzeile: 50 Neuinfizierte in Hildburghausen, davon 20 Mitarbeiter. Wieviele gab es gleichzeitig in den anderen Häusern? Wie viele Mitarbeiter wurden im gleichen Zeitraum in den anderen Kliniken getestet? Dazu wieder keine Angaben. Sollte damit nur der Standort Hildburghausen zielgerichtet ein schlechtes Image in der Öffentlichkeit bekommen und schlecht geredet werden?
Durch all diese Fakten entsteht der Eindruck, dass der Standort Hildburghausen systematisch platt gemacht werden soll. Was unternehmen unser Landrat Thomas Müller (CDU) als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Regiomed-Klinken und damit mächtigster Mann in diesem Klinik-Verbund sowie Klaus Brodführer (CDU) , Bürgermeister a.D. aus Schleusingen und Mitglied des Aufsichtsrates konkret dagegen?
Bruno Schubarth
Gellershausen
Foto: Südthüringer Rundschau
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