Kopiergeld, Familienbande und WahlkampfVideologie
Leserbrief. Über den Sinn und Unsinn des Kopiergeldes und der Lehrmittelkostenfreiheit an Schulen zu debattieren ist für mich zu spät, da die Zeiten in denen ich dieses für meine Nachfahren entrichten musste lange vorbei sind und somit etliche Euros im Sparbuch der Geschichte verloren gingen.
Warum ich dennoch in den nostalgischen Zahlungsaufforderungen der Schulen schwelge, ist die Frage, in wie fern auch die Möchtegern-Obrigkeit und die sich über dem profanen Volke stehenden Persönlichkeiten eigenständig aus solcherlei Kosten ausnehmen bzw. diese so limitieren, dass der Großteil vom Steuerzahler zu vergüten ist.
So ist es in der Stadtverwaltung der Kreisstadt üblich geworden, dass die Büroangestellte der CDU Landtagsabgeordneten, Direktkandidatin und Bürgermeistergemahlin sich regelmäßig im Rathaus einfindet und dort das vorhandene Equipment in Größenordnungen nutzt, dass mitunter selbst dringende Aufgaben der Stadt zurückgestellt werden müssen.
Da werden am Kopierer zig Duplikate von Wahlaffichen gemacht, die Kouvertiermaschine strapaziert bis sie blau anläuft und auch bei den Verschleißmaterialien des Bürobedarfs nicht so genau gefragt, wer das nun alles so zu bezahlen hat. Um den ganzen einen offiziellen Anstrich zu verleihen wird der Ehepartnerin eine Proformarechnung in Abzug gestellt, welche nicht einmal das sprichwörtliche “Salz in der Suppe” der Aufwendungen aufwiegen würde. Die Verwaltungskostensatzung der Stadt bleibt hiervon völlig unberührt im Regale liegen.
Zur Abrundung der Kostenersparnis im interfamiliären Bereich und um dem ganzen Sachverhalt einen modernen Auftritt zu verleihen, wird im Wahljahr 2019 die offizielle Homepage der Stadt Hildburghausen immer auf´s Neue mit dem Konterfei der Dame mit der lachenden Brille verziert, frei nach dem Motto „kost-ja-nüscht“.
Und so wird jedem Bürger der auch nur nach den Öffnungszeiten des Friedhofes googelt suggeriert zu welchen Höchstleistungen die Dame mit dem Spaten in der Hand fähig ist, wenn sie fast täglich, in oberbayrischer Folklore gekleidet, ein Loch in den öffentlichen Boden des Hildburghäuser Wählers stochert.
Was tatsächlich in den zurückliegenden Jahren von ihr geleistet worden ist, außer gegen alles zu sein was der politische Gegner gerne hätte, konnte ich noch nirgends nachvollziehen.
Und wer sich dann das Wahlwerbevideo im Facebook-Auftritt der CDU-Sympathieträgerin ansieht braucht nicht lange darüber nachzudenken welche Parallelen hier am Bildschirm vorbeiflimmern. Der Heidewitzka-Auftritt, die Häselriether Kirmes und der „Brillenwerbespott zu Landtags“ tragen alle die Handschrift des städtischen Kulturamtsleiters. Ob hierbei jemals versteuertes Geld floss? Man ich weiß es nicht so recht oder wurden hier wieder einmal nur öffentliche Strukturen im Low-Budget Segment auf bürgermeisterlicher Familienebene genutzt?
Peter Schneider
Hildburghausen
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