Landwirtschaft als Prügelknabe der Nation
Leserbrief. Dass wir Landwirte tagtäglich mit Anschuldigungen und Vorurteilen zu kämpfen haben ist nicht neu. Auch haben wir erkannt, wie wichtig es ist, unsere Arbeit zu erklären, zu zeigen, was und warum wir unsere Arbeit eben gerade so machen. Dennoch werden wir öffentlich, ob von den Medien oder der Politik an den Pranger gestellt.
Artensterben, Nitratbelastungen, Tierquälerei – manchmal scheint es trotz aller Bemühungen schier unmöglich, aus der Opferrolle herauszukommen. Hinzu kommen politische Entscheidungen, wie das Agrarpaket, das unsere Arbeit massiv einschränkt, eine gute fachliche Praxis fast unmöglich macht. Da wundert es nicht, dass sich unter den Landwirten Frustration, Resignation und Wut ausbreiten. Selten war die Stimmung so schlecht wie jetzt. Dass es für die Landwirtschaft fünf vor zwölf ist, zeigen die vielen Protestaktionen der letzten Wochen.
Ob als stiller Protest mit grünen Kreuzen oder als laute Kundgebungen im Rahmen von Demonstrationen – der Berufsstand zeigt deutlich, dass ein wirtschaftliches Arbeiten unter der Flut von Anforderungen und Erwartungen nicht möglich ist. Nur gemeinsam mit dem Verbraucher und der Politik können wir echte Verbesserungen in Sachen Klima, Umwelt- und Tierschutz erreichen. Dabei erwarten wir Sachlichkeit, Fachlichkeit und Zielorientiertheit in der Debatte. Jedoch erleben wir derzeit oft das Gegenteil und zwar Stimmungsmache, Anfeindungen und unsachliche Diskussionen. Das bringt niemanden weiter. Ganz im Gegenteil, durch diese Gemengelage erleben wir eine zunehmende Radikalisierung innerhalb unserer Gesellschaft.
Aufgabe der Politik, aber auch von uns Bauern selbst muss es sein, die Landwirtschaft weiter in die Mitte der Gesellschaft zu rücken, wo sie auch hingehört, denn die Zukunftsgestaltung unserer Lebensgrundlage geht nur mit den Bauern und nicht ohne sie.
Silvio Reimann
Vorsitzender Fachausschuss Milch beim Thüringer Bauernverband e.V.
Geschäftsführer Milch-Land GmbH Veilsdorf und Waisagrund Agrar GmbH Crock
Foto: Pixabay
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