Langsam aber sicher von der Niederlage zum Triple
Leserbrief. Im Spieljahr 2018/19 konnte die Spielgemeinschaft Mendhausen/Gleichamberg/Römhild in der Altersklasse D im Fußball das sogenannte Triple erringen. Wegen der sonderbaren, mit provokanten Titulierungen versehenen Berichterstattung durch den Vorsitzenden des Jugendausschusses des KFA Südthüringen in der Tagespresse sehe ich mich als Übungsleiter dieser Mannschaft gezwungen, die Arbeit der Vereine und der Aktiven richtig darzustellen.
Jeder Mensch weiß, wie schön es ist, in strahlende Kinderaugen zu blicken. Gerade beim Sport, wenn sie als Erster über die Ziellinie rennen, sich in der Leichtathletik erste Erfolge einstellen, ein Tanzturnier gewonnen wird oder im Fußball das erste Tor oder der erste Sieg gefeiert wird. Doch bis dahin ist es ein langer Weg.
In einem Sportverein können Kinder und Jugendliche dies erlernen. Vorausgesetzt, dieser Verein legt großen Wert auf den Nachwuchs. Mit der sogenannten „Wende“ ging auch im Vereinsleben viel verloren. Galt es für die Meisten erstmal, neuen Interessen nachzugehen, viele wanderten ab, zurück blieben die Eingefleischten und alten Hasen. Auch für die Jugend gab es nicht mehr das breite sportliche Angebot wie in der DDR. Stattdessen kamen Handy und Konsole auf. Dies war auch die Zeit, in der viele vom Wir zum Ich abgedriftet sind.
Sportvereine, die nicht schnell genug erkannten, wie groß die Gefahr war und ihren Nachwuchs aus den Augen verloren bzw. nur die Männermannschaften im Blick hatten, haben jetzt zu kämpfen. Das war bei uns in Gleichamberg doch ähnlich. Folgten ein paar geburtsschwache Jahrgänge, riss das eine nicht überwindbare Lücke. Nachwuchsspieler konnten ab da schon nur in SG`s „überwintern“, betreut von Jürgen Greb oder Dirk Armann, die beide das Problem gemeinsam mit unserem Abteilungsleiter Andrè Schmidt erkannten und viel Zeit und Energie in die Sache steckten.
Gerade Jürgen begleitete ich öfters zu Spielen oder zum Training, da Paul, mein älterer Sohn, auch betroffen war. Von Jürgen lernte ich sehr viel.
Als mein jüngerer Sohn Armin sein Talent zeigte, damals mit seinen 5/6 Jahren sich ohne Anschluss in anderen Vereinen nicht wohl fühlte, stand ich unter Zugzwang.
Bereits 2013 kontaktierte ich Andrè. Er kannte das Problem auch. Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen. Selber machen. Es wurde ein Schnuppertraining organisiert und durchgeführt. Viele der jungen Kicker und Sportfreunde blieben, doch fehlte es auch hier wie in vielen anderen Vereinen an Betreuern und Trainern. Leute, die nicht nur an sich denken, sondern etwas zum Wohle der anderen beitragen.
Mein Ziel als neuer Übungsleiter war es, ehrgeizige selbstbewusste Spieler hervorzubringen, die teamfähig sind und kameradschaftlich miteinander umgehen. Sie sollen diese Fähigkeiten nicht in der Umkleidekabine ablegen, sondern nehmen sie mit in die Schule und ins Leben.
Eine Überbelastung finde ich nicht gut, haben viele noch andere Hobbys und dann ist da noch die Schule. Klar, beim Sport kann man den Kopf mal frei bekommen von Schulsachen oder man möchte mal ins Schwimmbad. Es sind noch Kinder und sollen das auch genießen. Der Druck mit zunehmendem Alter kommt noch ganz von alleine.
Durch meine Montagetätigkeit war mehr als einmal Training in der Woche nicht drin. Dieses fand aber ab Start ständig und regelmäßig statt.
Es fehlten nur noch bessere Trainingsmethoden, um allen in der kurzen Zeit möglichst viel Wissen mitzugeben und wie nutze ich den kleinen Trainingsplatz oder unsere kleine Halle optimal aus.
Um diese Methodik und vieles mehr zu erlernen, musste ich mich nebenbei fortbilden. Über den KSB-Übungsleiter kam man zum KFA-Teamleiter und schließlich zur C-Lizenz als Trainer.
Nach einem guten Trainingsjahr starteten wir mit der damaligen F-Jugend in den Spielbetrieb. In der ersten Saison 2014/2015 wurden wir Kreismeister, das beste aller Teams, allerdings außer Wertung, da wir einen älteren Spieler mit an Bord hatten und diesem auch die Möglichkeit gaben, mit seinen Kumpels Fußball zu spielen, bereits 2015 gewann man die Kreisjugendspiele.
Zwischendurch feierten wir viele Erfolge bei Hallenturnieren und sehr gute Platzierungen in der Liga.
2017 entschied diese Truppe das Pokalfinale in der E-Jugend für sich, in der Hallenmeisterschaft wurde man sehr guter Zweiter.
Diese Erfolge setzten sich 2018 fort.
Die lange harte Arbeit zahlte sich aus und auch, dass wir oder ich genug Nachschub angelegt hatten. Ich betreute und trainierte in der Saison 2017/2018 die E- und die D-Jugend, da wir für die E noch keinen Trainer gefunden hatten. Fallen lassen kam nicht in Frage, zu viel Zeit hatte ich in die Jungen und Mädels gesteckt und wir waren schon damals als E- und D-Junioren sowie Trainer sehr zusammengewachsen.
Mit Stefan Wiegler hatte ich auch einen Mann gefunden, der mir den Rücken frei hielt und mich ergänzte. Ich konnte mich voll und ganz auf Training und Spiel fokussieren. Andreas Hegler erkannte meine Notsituation, trainiert heute mit Tobias Frank die E-Mannschaft.
Irgendwann hat man trotz größter Bemühungen auf dem Dorf nicht mehr die Möglichkeit, alle Mannschaften zu bestücken, die Männerteams eingeschlossen. Wegen dieser Lücke, die irgendwann entstanden ist. Man hat aber die Möglichkeit, sich einen Spielgemeinschaftspartner zu suchen und mit diesem Verhandlungen über eine Zusammenarbeit zu führen.
Ich drängte unsere Vereinsführung schon seit Jahren, an die SG Mendhausen/ Römhild heranzutreten. Dass diese sehr gute Nachwuchsarbeit machte, beobachtete ich schon seit Paul.
Mit Andrè Schmidt, Jan Floßmann und Guido Rußwurm haben sich, glaube ich, auch drei gefunden, die auf einer guten Ebene und respektvoll miteinander kommunizieren. Wir wachsen gerade ständig besser zusammen. Genau wie die Stadt Römhild, zu der wir ja jetzt gehören, stärken wir im Sport durch diese SG die Region, können wir uns auf diese Art und Weise mit den Besten in Südthüringen messen und unsere Region da vertreten.
Da wir seit einiger Zeit auch Spieler im DFB-Stützpunkt Schleusingen haben, die von Jens Koch und Dirk Forkel ein wöchentliches Extra-Training bekommen, haben Talente eine größere Möglichkeit, noch besser zu werden und durch die Stützpunkttrainer zu verschiedenen Sichtungen eingeladen zu werden.
2 Spieler BJ 2006 und einer BJ 2007 haben es bis zur Endrunde der Thüringenauswahl geschafft, zwei Mädels, ebenfalls auf diesem Foto, sind zur Sichtung Regionalauswahl eingeladen worden und haben mittlerweile ein Zweitspielrecht. Der VFL Meiningen. Erfurt, Jena und Co. zeigen Interesse an dem einen oder anderen Spieler auf dem Foto.
In der Saison 18/19 zeigte die mittlerweile lange gute Zusammenarbeit Wirkung. Die D II verlor über die komplette Saison in der 1. Kreisliga nur 1 Spiel und erspielt mit Quali ein Torverhältnis von 108:11.
In der Halle werden wir Kreismeister mit einem Torverhältnis von 33:6 und das beim Futsal.
Im Pokal setzen wir uns auch im Finale durch, dies war eine Höchstleistung der Spieler. Torverhältnis 19:1 im Wettbewerb.
Am Sonntag noch gegen den Respektgegner Steinach mit 5:0 gewonnen, ging es am folgenden Mittwoch schon im Finale gegen Sachsenbrunn. Die Spieler bekamen von mir, neben der normalen Kabinenansprache, 3 Angriffstaktiken vorgelegt. Alle drei führten zum Erfolg: Die erste nach gut zwei Spielminuten. Da wir den Gegner aus der Liga kannten, wussten wir, dass die beiden Innenverteidiger lieber den Körper des Gegners suchten als den Ball. Deshalb bekam der Dribbelstärkste, Armin Florschütz, den Auftrag, von Beginn an mit höchstem Tempo in die Schnittstelle der Beiden zu dribbeln. Gebremst wurde er durch Foul, was der Schiri auch erkannte. Der Strafstoß wurde von Roman Schippel souverän verwandelt. Mit Marko Linß stand auch ein sehr erfahrener Schiri auf dem Platz, an dessen Entscheidungen es nichts zu mosern gab. Die Spieler erkannten das und zogen ihr Spiel auf.
Von Klein auf habe ich meinen Spielern beigebracht, dass der Schiri eine Respektsperson ist. Diskussionen mit ihm gibt es nicht, wenn er pfeift, ist die Entscheidung gefallen. Es gilt die Situation, sofort zu erkennen und für sich auszunutzen.
In der 21. Spielminute zeigte das spielende Team aus E II, D II plus 2 Stammspielern aus der D I einen Angriff wie aus dem Lehrbuch, über den rechten Flügel mit Abgabe in den Rückraum und erfolgreichem Abschluss zum 2:0 durch Frederic Hölzer. Jetzt wurde es etwas lauter unter den Zuschauern bzw. Eltern des Gegners. Beleidigungen wie „Rübenbauern“ wurden unseren Spielern zugerufen. Aber auch darauf hatte ich die Spieler im Vorfeld hingewiesen und sie konzentrierten sich vorbildlich auf ihr Spiel, meine Stimme und den Schiri.
Die Einzigen, die durch diese Zurufe sichtbar nervöser wurden, waren unsere Gegenspieler. Unter dieser 2:0 Drucksituation öffnete der Gegner die Pforten für einen langen diagonalen Ball und wir konterten eiskalt. Die pfeilschnelle Loreen Stellmacher verwertete den Ball zum 3:0 (Endstand).
So gewannen wir auch den dritten Wettbewerb. Ein sogenanntes „Triple“. Ich wüsste nicht, wann dieser Erfolg im Nachwuchsbereich das letzte mal an die Rübenbauern aus der Gleichbergregion ging. Kommt ja noch besser: Auch unsere D I wird sehr guter Zweiter in der Oberliga. Die E I holt ebenfalls den Pokal und die E II gewinnt die Liga. Auch C- und B-Junioren zeigten sehr gute Ergebnisse.
Dies erzeugt einen Ruck, den alle innerhalb der SG spüren. In die neue Saison starten wir mit nicht weniger als neun Nachwuchsmannschaften. Die Sportvereine sind so ein Vorbild für das Gemeinwesen in der Stadt Römhild.
Danke von mir an die ganze Trainerbrigade und Verantwortlichen. Danke auch an alle unsere Sponsoren für die Motivation der Spieler. Danke an die unterstützenden Eltern und Großeltern. Ohne Euch wäre dieses wohl auch nicht zustande gekommen.
Danke natürlich auch an meine Frau, die mir diesen Freiraum lässt und mittlerweile den TSV und mich unterstützt, um die wenige Zeit gemeinsam zu verbringen.
Ja. Schließen möchte ich mit einem Zitat von Richard Girulatis 1919 enden: „Elf Freunde müsst ihr sein, um Siege zu erringen“.
Eines meiner Leitmottos, gilt auch im wahren Leben.
Frank Florschütz
Trainer und Nachwuchsleiter TSV 08 Gleichamberg
Die lange harte Arbeit zahlte sich aus, die erfolgreichen Nachwuchs-Kicker der Spielgemeinschaft.
Foto: Privat
(Leserbriefe spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider. Um die Meinung der Leser nicht zu verfälschen, werden Leserbriefe nicht zensiert, gekürzt und korrigiert. Mit der Einsendung geben Sie uns automatisch die Erlaubnis, Ihren Leserbrief in unserem Medium abzudrucken und online auf unserer Internetseite zu veröffentlichen.)