Leguminosen, ein Weg aus dem Dilemma
Streufdorf. Nach dem zweiten Weltkrieg war das Staatsgut „Karolienienburg“ in Hildburghausen trotz guten Pferdebesatzes, ausreichender Landtechnik und jeder Menge Arbeitskräfte in einem desolaten Zustand. Der aus Schlesien stammende Landwirt Bruno Bastigkeit wurde als Betriebsleiter eingesetzt und erkannte sofort die Probleme der Mindererträge. Er stellte die Fruchtfolge um und setzte verstärkt auf den Einsatz von Rotklee, dazu setzte er noch im großen Maße Kompost ein. Mit diesen Maßnahmen verbesserte er den Humusgehalt der Böden und machte nach wenigen Jahren das Gut zu einem Vorzeigebetrieb.
So einen rabiaten Ruck hätte die heutige Landwirtschaft auch nötig. Die bis jetzt erlassenen Richtlinien aus Brüssel haben keinerlei ökologische Wirkung gezeigt. Wenn Betriebe Prämie für stillgelegte Flächen erhalten, um die Gesamtproduktion zu verringern und den erhöhten Düngereinsatz auf die anderen Flächen nicht verbietet, kann das Ziel nicht erreicht werden. Es bringt nur eine zusätzliche Belastung der Felder und Gewässer mit Nitrat.
Die neusten Festlegungen zum Dünger und Gülleeinsatz können aber nur ein Teil der notwendigen Verbesserungen in voller Breite sein. Durch den verstärkten Anbau von Mais ist das Bodenmikroklima gestört. Hier hilft nur eine drastische Reduzierung. Solange der Mais in Form von Silage ein energiereiches Winterbeifutter zu Raufutter für die Rinder bleibt, ist nichts dagegen zu sagen. Aber die 100 Tage Sommerfütterung muss nicht mit Maissilage erfolgen. Hier bieten sich wie schon früher die kleinkörnigen Leguminosen an. An erster Stelle steht hier der Rotklee. Da gibt es keine Silierverluste und der Boden wird mit langsam wirkendem Stickstoff angereichert.
Eine noch bessere Bodenverbesserung bringt die Luzerne, die aber zur Grünfütterung nur bedingt einsetzbar ist. Eine Trocknung dieser Wunderpflanze bringt auch Probleme, aber vielleicht könnte sie für die Versorgung der Biogasanlagen eine Alternative sein.
Durch den verstärkten Anbau von Leguminosen und die in Versuchen befindliche „Durchwachsene Sylphie“ wäre es möglich, den Maisanbau auf ein verträgliches Maß zurückdrängen und somit die natürliche Bodenfruchtbarkeit zurückzugewinnen. Die Leguminosen sind aber keine Gülleverwerter. Das Gülleproblem muss auf andere Art gelöst werden. Man muss nicht Adam Riese sein um auszurechnen, wie viel Tiere auf den dafür geeigneten Flächen gehalten werden können. Die restlichen Tiere müssen auf Festdungstallung untergebracht oder abgeschafft werden.
Einige Genossenschaften haben diesen Weg schon eingeschlagen. Es ist nicht zu verstehen, dass nur aus ökonomischer Sicht Schweine in Massentierhaltung gehalten werden und dann das Fleisch nach China exportiert wird. Hier muss die Regierung und die Europäische Union ein Machtwort sprechen.
Lothar Götz
Diplomingenieur (FH)
Streufdorf
Titelbild: „Durchwachsene Sylphie“ im 3. Jahr vor der Blüte. Foto: L. Götz