Leonardo DiCaprio x 4 = G7
Jetzt brennen die Wälder, übrigens nicht nur im Amazonas, sondern auch in Afrika und in der Arktis – und schaffen es damit endlich einmal in die Medien, wenn auch nur selten in die Schlagzeilen.
Ich sage endlich, denn Brandrodungen im Amazonas waren in umweltbewussten Kreisen schon vor Jahrzehnten Thema. Ich habe als Schüler angefangen, McDonalds zu boykottieren. Auch sicherlich aus kulinarischen Gründen. Ich konnte mit dem Saufraß nie etwas anfangen. Vor allem aber, weil für deren Viehwirtschaft der Regenwald gerodet wurde. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Dass „die grüne Lunge der Welt“ brennt und dass das ein echtes Problem sein könnte, ist nun also auch endlich den Massenmedien aufgefallen – und etwa dem französischen Staatspräsidenten Macron. Der liefert sich jetzt auf Twitter und in Pressemitteilungen eine Schlacht mit dem brasilianischen Staatschef Bolsonaro.
Bolsonaro ist ein wahrer Faschist. Er befürwortet offen die Folter, er ist durch Wahlbetrug und Straßenterror an die Macht gekommen – und er ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Brandrodungen in solch eklatantem Ausmaß zunehmen. Er ist ein dicker Kumpel der Viehzüchter.
Aber was für eine Heuchelei ist das auf der Seite der „freien Welt“? Da wurde auf der G7-Konferenz in Biaritz also der brennende Regenwald auf die Tagesordnung gehoben, es gab ein riesiges Presse-Tamtam darum und was sagt man für die Brandbekämpfung zu?
20 Millionen Euro.
Die hat Bolsonaro jetzt prompt abgelehnt. Aber im Ernst: sieben der stärksten Industrienationen legen für „die grüne Lunge der Welt“ zusammen und es kommen 20 Millionen Euro heraus? Leonardo DiCaprios private Stiftung hat alleine 5 Millionen Dollar an örtliche Umweltorganisationen überwiesen…
Gleichzeitig bereitet die EU ein Freihandelsabkommen mit den Staaten Südamerikas vor. Freihandel, das klingt immer so toll. Aber was soll das? Noch mehr globaler Gütertransport? Seid Ihr verrückt?
Der Kern dieses Abkommens wird unter dem Motto „Cattle for Cars“ zusammengefasst: Kühe für Autos. Denn im Gegenzug für noch mehr Fleisch- und Sojaimporte aus Südamerika, sollen dort (wieder) mehr europäische Autos gekauft werden. Das nach Europa verkaufte Soja, für das ebenfalls massiv im Amazonas gerodet wird, wird hier übrigens in der Hauptsache an Kühe verfüttert – die wieder an Menschen verfüttert werden…
Nun haben Irland und Frankreich gedroht, das Freihandelsabkommen zu blockieren, wenn Bolsonaro den Regenwald nicht schützt, aber machen wir uns nichts vor: daraus wird erfahrungsgemäß nichts werden. Es wird halt geredet, es wird sich publikumswirksam gestritten – aber hinter den Kulissen werden die alten Geschäfte weiterbetrieben.
Wer glaubt, unsere Herrschenden hätten endlich begriffen, was das ökologische Stündlein geschlagen hat, fällt auf die üblichen Marketingtricks rein.
Wer sich aber großartig um den Amazonas sorgt und sich dann ein Billigsteak im Supermarkt holt, ist ebenfalls ein Heuchler – genau wie Macron, Merkel und der ganze Rest.
Prinz Chaos II.
Weitersroda
Foto: Pixabay
Das Roman-Debüt von Prinz Chaos II.
Florian Ernst Kirner – Leichter als Luft
Eine verrückte Zeitreise durch das gentrifizierte Berlin vom 11. September bis heute. Donna Fauna, der Kanarienquex und das Weazel – drei Gewächse der Berliner Elektroszene – erleben auf LSD den 11. September 2001! Die Wucht des Ereignisses katapultiert das Trio endgültig in die Gegenwelt der Drogenkultur – bis sie im gentrifizierten Berlin wieder erwachen. Dort geraten sie in einen aberwitzigen Fight mit einem Immobilienkonzern, lernen alternative Medienleute, Neureiche und den mysteriösen Freiherrn von Tadelshofen kennen. Das Projekt „gesellschaftlicher Aufstieg“ erweist sich als Spiel mit dem Feuer. Ein faszinierender Ritt durch eineinhalb Jahrzehnte Zeitgeschichte. Glänzend beobachtet, mit brillantem Humor und Sprachwitz aufgeschrieben.
„Kirner erzählt auf fantastische Weise vom Anfang und dem Ende unseres Zeitalters der Verwirrung. Seine Sprache surft meisterhaft auf dem Aberwitz der Ereignisse. Das erstaunlichste an „Leichter als Luft“ ist jedoch, dass hier etwas gelungen ist, was kaum noch zu erwarten war: die Wiederbelebung einer totgesagten literarischen Gattung, des Sittenromans.“
Dirk C. Fleck (ausgezeichnet mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis 1994 und 2008)
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