Leserbrief zur Montagsdemo am 16. Dezember 2019 in Hildburghausen
Leserbrief. Ich bin gefragt worden, ob ich in dieser Runde was über den Treibhauseffekt sage, und wenn ich gefragt werde, dann sage ich was dazu.
Ich war von 1979 an bis 2013 Wetterlehrling in Potsdam und professionelle Wetterbeobachterin in Thüringen, mit einem kleinen Gehalt zwar nur, aber mit einem auskömmlichen Einkommen. Gute Wissenschaft und genaue Analyse der physikalischen Prozesse in der Atmosphäre war beiden deutschen Staaten wichtig, es ist es heute noch.
Dass das Vorhandensein von Luft, Wasser, CO2 und Methan den Planeten Erde von Minus 18 Grad auf plus 15 Grad erwärmt, das wurde am Montagabend schon mal mit Staunen von den Teilnehmern zur Kenntnis genommen. Aber dass es Messwerte gibt, die zeigen, dass sich global die klimawirksamen Treibhausgase verdichten, die Mitteltemperatur auf der Erdoberfläche proportional ansteigt, und der Anstieg global inzwischen 1,5 Grad erreicht hat, dabei richtig stark in den Nordpolargebieten wirkt, das hätte ich nicht sagen dürfen.
Etliche Teilnehmer schrien „Grüne Propaganda“ und „Geldschneiderei durch CO2-Steuer“, und eine junge Arbeitslose erklärte mir, dass das Herannahen der Sonne doch dran schuld wäre, dass es wärmer wird.
Richtig ist, dass die Erde sich in einer elastischen Ellipse um die Sonne bewegt, und dass die Dehnung und Streckung dieser Ellipse Warm- und Kaltzeiten verursacht. Bei Abwesenheit von menschengemachten Einflüssen würde der vor 6.000 Jahren begonnene Abkühlungstrend noch 5.000 Jahre anhalten, danach käme rein astronomisch bedingt, eine kurze Erwärmung und dann eine längere Kälteperiode bis zu einer Eiszeit in 50.000 Jahren. (Graedel/Crutzen, „Chemie der Atmosphäre“ 1993). Keineswegs Literatur, der man unterstellen kann, dass sie einseitig wäre, aber aufwendig zu lesen und auch aufwendig zu erklären.
Man kann das auch nur jemandem erklären, der die Grundbegriffe von Physik, Chemie und Geografie verstehen will. Es würde voraussetzen, dass man dabei Respekt vor der wissenschaftlichen Leistung und der Mühe der Datenerhebung zeigt.
Nichts davon ist in dieser Runde der zwei Dutzend „Aufrechten“ zu sehen und zu hören. Und weil ja die Tatsachen im Fernsehen und in den Nachrichten jeden Tag zu hören und zu sehen sind, gibt einer der Redner eine Anleitung zur Störung der GEZ, um das Fernsehen und die Nachrichten mundtot zu sabotieren, nur damit man die Wahrheit nicht mehr hört und nicht mehr sieht.
Zwei Dutzend „Aufrechte“ wollen an die Macht. Dafür ist ihnen alles recht. Diese Menschen sind zum Fürchten.
Heidi Büttner
Bündnis 90 / Die Grünen
Regionalverband Sonneberg & Hildburghausen
Schalkau
Titelbild: Heidi Büttner. Foto: Südthüringer Rundschau
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