Lesermeinung zur jüngsten Sitzung des Stadtrates in Eisfeld am 1. September 2020
Leserbrief. Die am vergangenen Dienstag, dem 1. September 2020 anberaumte Stadtratsitzung in Eisfeld, war im Wesentlichen als Informationsveranstaltung gedacht. Informiert wurde über die Ausweisung des Windvoranggebietes W-8 Eisfeld Ost und die Errichtung von mehreren ca. 250 Meter hohen Windenergieanlagen (WEA) auf dem Stelzener Berg sowie dem Bereich Bärental. Dazu waren von der Stadtverwaltung zwei Herren von der Thüringer Servicestelle Windenergie und zwei Herren von der Thüringen Energie eingeladen.
Es war nicht anders zu erwarten, dass die vorgetragenen Statements der Herren zu diesem Thema einer einzigen Lobeshymne gleichkamen. Ein ganzer „Blumenstrauß“ von finanziellen und weiteren Vorteilen wurde der Kommune für die Zukunft in Aussicht gestellt. 25 Jahre sichere Pachteinnahmen, attraktive Gewerbesteuern, Strompreisrabatte, 0,2 Cent des erzeugten Stromes für die Kommune – auf das Jahr gerechnet ca. 20.000 Euro, Bürgerbeteiligung, Artenschutz und mehr wurde versprochen.
Das Lobeslied nahm kein Ende. Kurzum, im oberen Werratal werden in Zukunft paradiesische Zeiten einziehen.
Nur eines vergaßen die Herren aus Erfurt zu erwähnen und klammerten dies geschickt und bewusst aus. Mit der Errichtung mehrerer 250 Meter hoher WEA auf dem Stelzener Berg würde unsere wunderschöne Natur, unsere Landschaft im oberen Werratal eine radikale Beeinträchtigung erfahren. Eine alte Kulturlandschaft zwischen dem grünen Band – der Bleßbergregion und dem Rennsteig – würde ihrer Ursprünglichkeit beraubt. Wir können unsere südthüringer Landschaften in vielerlei Hinsicht eben nicht mit der Erfurter Region, mit dem Erfurter Becken oder Nordthüringen vergleichen.
Massive Bürgerproteste im kleinen Thüringer Wald , in Waldau, dem Grabfeld usw. gegen die Errichtung der WEA – in der Stadt Eisfeld, in Sachsenbrunn, in Weitesfeld, überhaupt im oberen Werratal – Fehlanzeige. Kaum nennenswerter Protest.
Die Menschen in der Region haben wahrscheinlich noch nicht wahrgenommen , was diesbezüglich „vor ihrer Haustür“ auf dem Stelzener Berg passiert. Großes Schweigen und Anteilnahmslosigkeit auch bei den zahlreichen Wander- und Tourismusvereinen der Region sowie dem Naturpark Thüringer Wald.
Viel Zeit bleibt nicht mehr. In naher Zukunft werden sich die Stadträte in Eisfeld entscheiden müssen, ob sie die kommunalen Flächen, darunter auch Waldflächen, für die Errichtung der monströsen Windräder zur Verfügung stellen wollen oder nicht.
Es wird eine Entscheidung zwischen „Zuckerbrot und Peitsche“.
Artur Grünewald
Eisfeld
Foto: Pixabay
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