Mehr als ein Finger in der Wunde…
Schleusingen. Wir #ProvinzEnthusiasten – 18sind1 haben den „Offenen Brief an Kathrin Kern-Ludwig“ des Beigeordneten Jörg Zinn (Aktiv für Schleusingen) mit Erstaunen und einiger Irritation gelesen. Die von Herrn Zinn gewählte Art und Weise sehen wir in diesem Zusammenhang völlig unpassend und befremdlich.
Er ist offenbar der Fehlinterpretation des Freien Wortes aufgesessen, dass das Statement „Schleusingen geht baden“ von Frau Kern-Ludwig allein stammt. Dem ist nicht so – dieses Statement stammt von uns als Bürgerinitiative. Wir sind engagierte Bürger aus unterschiedlichen Schleusinger Ortsteilen und darüber hinaus. Wir haben uns zusammengefunden, um mit unseren Gedanken dazu beizutragen, unsere Region kontinuierlich besser zu machen und attraktiver zu gestalten. Insbesondere möchten wir als Bürgerinitiative auf „Brennpunkte“ (insbesondere in Tourismus & Stadtentwicklung) aufmerksam machen, die viele Bürger bewegen. Dies sehen wir als notwendig an, da wirklich zukunftsweisende Themen zu wenig diskutiert und bearbeitet werden.
Die in unserem Statement von 1. Juni 2020 kritisierten Punkte in Sachen Tourismusentwicklung scheint Herr Zinn als direkter Vertreter des Bürgermeisters anders zu sehen. Wir würden uns daher über seine Beantwortung folgender Fragen freuen:
• Welches sind die von Herrn Zinn genannten „vielen konkreten Maßnahmen“, die der Bürgermeister anberaumt hat, um die Entwicklung wirtschaftlich, touristisch und kulturell positiv zu beeinflussen?
• Welche Kontakte zur Entwicklung des Regionalen Tourismuskonzepts hat er geknüpft (die hiesigen Gastronomen und Hoteliers zählen offensichtlich nicht dazu)? Welche Ergebnisse gibt es aus diesen Kontakten und wo wird darüber berichtet?
• Wie ist es um Schleusingens Engagement in den unterschiedlichen überregionalen Tourismusvereinen (Coburg-Rennsteig, Naturpark Thüringer Wald, etc …) bestellt?
• Warum hat Schleusingen in seinem Haushalt NULL Euro für Tourismusförderung eingestellt, wenn Tourismus ein relevantes Wahlkampfthema aller Akteure war?
• Warum wird seitens des Bürgermeisters, die kostenfreie Einrichtung eines Naturlehrpfades durch Bürger des Ortsteils Rappelsdorf boykottiert, wo es doch gilt die Attraktivität der Region zu erhöhen?
• Warum wurden in Schleusingerneundorf Hinweisschilder zum Ilmtalradweg angebracht, die weder auf den offiziellen (forstlich abgestimmten und eingetragenen) Weg, noch an den dortigen Gasthäusern vorbeiführen?
• In welcher Art wird z.B. an einer Rad-Wanderwege-Konzeption gearbeitet? Wird bei deren Erstellung an frühere Arbeitsmethoden angeknüpft und werden kompetente Erfahrungsträger vor Ort (Hoteliers, Gastronomen, Grünes Herz, Radsportler oder Naturführer) aktiv mit eingebunden?
• Warum muss man als Bürger einen Verein gründen, um die Unterstützung der Stadt für zukunftsrelevante Projekte und kreative Ideen zu erfahren?
Krisen, wie die durch Corona verursachte, stellen uns alle vor Herausforderungen. Jedoch liegt in jeder Krise immer auch eine Chance, wenn man diese denn sehen will. Der Inlandstourismus ist eine dieser Chancen. Zwangsschließungen und Kontaktsperren haben unsere Gastronomen, Hoteliers und Kulturschaffenden enorm getroffen. Die entstandenen Verluste müssen dringend aufgeholt werden, wenn diese Gewerbetreibenden überleben sollen.
Machen wir uns bitte alle bewusst: Tourismus- und Kulturwirtschaft sind ebenfalls SYSTEMRELEVANT! Sie schaffen Arbeitsplätze, Lebensqualität und erwirtschaften einen nicht unmaßgeblichen Teil des Steueraufkommens – auch für unsere Stadt. Wie gehen die Mandatsträger damit um? Welche Maßnahmen wurden ihrerseits ergriffen, um diesen Leistungserbringern in dieser schwierigen Zeit zur Seite zu stehen?
Es geht uns nicht um Geldzuwendungen seitens der Stadt, sondern um Bündelung und cleveres Marketing für die Region. Ziel muss es sein, Tourismus und Kultur als Wirtschaftszweig zu betrachten und zu stärken. Man kann nicht alles auf ehrenamtliche Vereine abwälzen. Vergleiche zur Arbeitsweise in touristisch entwickelteren Regionen sehen wir hier durchaus als angebracht. Wie soll nach Einschätzung von Herrn Zinn ein ehrenamtlicher Verein Einfluss auf die Schleusinger Tourismuskonzeption nehmen?
In unseren Tageszeitungen und Wochenblättern sehen wir regelmäßig die Werbung aus anderen Regionen. Wie und wo macht man möglichst viele Menschen auf unsere Stadt und ihre Angebote aufmerksam?
Wir erhielten von Herrn Zinn den Hinweis, dass bevor wir uns an „außerparlamentarischer Einflussnahme“ beteiligen, wir uns bei den Fachleuten in der Verwaltung informieren sollen.
Als Bürgerinitiative sind wir zwar kein eingetragener Verein, dennoch arbeiten wir immer professionell und seriös. Offensichtlich wurde Herr Zinn nicht über das Treffen, welches wir Ende April mit dem Bürgermeister hatten, informiert. Er ist unser erster Ansprechpartner in Sachen „Familienfreundlicher Radweg zwischen Werra und Rennsteig“ und Tourismuskonzeption.
Da wir wissen, wie viel Herr Henneberg auf seinem Tisch hat, haben wir ihm sogar die Gesprächsgrundlage für das Arbeitstreffen mit seinen Amtskollegen aus Kloster Veßra und Suhl erarbeitet. Das war weder selbstverständlich noch unsere Aufgabe, denn den Auftrag sich um die Verhandlungen zur Absichtserklärung der Gemeinden zu kümmern, bekam ER von den Stadträten. Wir helfen dennoch gerne wo wir können, um in dieser Stadt etwas zu bewegen.
Und das ist auch gut so!
Die #ProvinzEnthusiasten – 18sind1 – Anja Bohn, Detlef Heydenbluth, Frank Blaurock, Hardy Grotjahn, Michael Bohn, Kathrin Kern-Ludwig, Thomas Franz, Ute Hoffmann, Uwe Rettner
PS: Wenn eine Wahlniederlage dazu diente, das bürgerliche Engagement für eine ganze Region im Rahmen von Bürgerinitiativen zu befeuern, dann ist das ein Ergebnis, welches sich unserer Meinung nach durchaus sehen lassen kann. Groll hegt bei uns niemand, denn wir haben Freude an dem, was wir tun und wie wir es tun. Wer aber eine stets ausgestreckte Hand nur als „Finger in der Wunde“ betrachtet, wird ihre wahre Unterstützung nie erkennen können.
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