Nach der Kirmes ist vor der Kirmes – 161. Gethleser Trachtenkirmes
Ein Resümee zwischen der 160. und 161. Gethleser Trachtenkermes – und dazwischen liegen rund 360 Tage – die mit viel ehrenamtlicher Arbeit ausgefüllt sind!
Gethles. Auf einem sonnigen Fleckchen rund um Gethles traf sich 2018 die Kirmesgesellschaft mit den Kleinen der Kinderkermes für den traditionellen Fototermin. Es ist nicht immer einfach, 40 quirlige junge Menschen ruhig zu bekommen, damit das Erinnerungsfoto von der 160. Kirmesfeier nicht verwackelt. Wer möchte das schon! Auf dem Foto kann man erkennen wie glücklich und erleichtert alle sind, das sich die vielen freiwilligen Arbeitsstunden für die Vorbereitung der 160. Trachtenkirmes wieder gelohnt haben. Doch keiner kann seine Hände wieder ruhig in den Schoß legen. Denn nach der Kirmes ist vor der Kirmes.
Damit auch 2019 alles musikalisch zur Kirmes passt, wurden die Termine mit den Bands und der Musikkapelle schon in der Woche nach der letzten Kirmes vereinbart, erzählt der Vorsitzende des Kirmesvereins. Noch in den Herbstmonaten wurde das gesamte elektrische Zubehör und die Heizung fürs Festzelt von unseren ehrenamtlichen – fachlich versierten – Kirmeshelfer kontrolliert und verpackt.
Im Frühjahr wurden kleinere Schäden an der hölzernen Thekenverkleidung oder der Zeltdekoration repariert und die Biertische und Bänke auch einmal abgeschliffen.
Die Trachten wurden nach Rückgabe an die beiden fleißigen Näherinnen ausgebessert und aufgebügelt. So mancher Rocksaum oder die Umschläge der Hosenbeine musste an den Kinderkostümen herausgelassen werden. Die Mädchen und Jungen wachsen tüchtig.
Schon im Sommer trafen sich die jungen Leute der Kirmesgesellschaft und die Mädchen und Jungen der Kinderkermes zum Einüben der alten Kirmestänze. Die Farbe der Schleifen, die an den Revers der Kirmesburschen stecken und am Kranz des Kirmesbaumes flattern, wird jährlich von den Kirmesmädchen ausgewählt.
Jetzt im August wird in Gethles recht viel Leim verbraucht, denn es ist eine klebrige Angelegenheit, ca. 300 – 400 frisch gedruckte Kirmesplakate auf die Werbeträger zu bringen. Dafür eignet sich bei schönem Wetter der Platz vor dem Vereinshaus von Gethles. Nach dem Trocknen werden alle Plakate in die eigenen Autos gepackt und im gesamtem Landkreis Hildburghausen ausgefahren und in mühseliger Kleinarbeit an Masten und Geländern befestigt. Man hofft dabei immer auf Sonnenschein. Regenwetter ist der Fluch jedes Plakats. Natürlich benötigt man dafür eine Sondernutzungserlaubnis, die holt der Vorsitzende des Kirmesvereins mit der Anmeldebescheinigung für die alljährliche Kirmesveranstaltung beim Landratsamt in Hibu. Die notwendigen Verkehrsschilder für die Geschwindigkeitsbeschränkungen „klemmt er sich auch noch unter die Arme“. Schaut er jetzt in die Kirmeskasse, sieht er nach diesem Vorbereitungsjahr gähnende Leere. Und so werden noch viele Handzettel ausgelegt und gleichzeitig die letzten Briefe an tüchtigen Sponsoren in den Postkasten gesteckt.
Danach beginnt der „Presserummel“. Mit freundlicher Geste werden durch die Damen vom Amtsblatt und den örtlichen Zeitungen die hiesigen Gewerbe- und Handwerksfirmen zum Kauf einer Anzeige gebeten.
Inzwischen wird es Anfang September. Die Kirmeswoche beginnt am Montag mit dem Aufstellen des Kirmesbaumes auf dem Dorfplatz. An der „Alten Schule“ wird später der Grill angezündet und für den Durst stehen Getränke bereit. Viele leckere Bowlesorten werden für das Kirmeswochende von Helferinnen in Eigenregie hergestellt und die Frauen des Dorfes bewirten in der Woche auch die Helfer vom Zeltaufbau. Dafür wird im Vereinshaus tüchtig gekocht und gebacken. Damit alles bei der Ausgabe der Speisen und Getränke seine Ordnung hat, haben voriges Jahr viele Mitglieder des Kirmes- und Siedlervereins extra einen Lehrgang bei Dr. Pilz belegt, um den geforderten Gesundheitsausweis zu erhalten oder aufzufrischen.
Bevor sich aber das gemietete Festzelt mit dem stabilen, aber schweren Holzfußboden mit Kirmesgästen füllen kann, kommt der kräftezehrende tagelange Zeltaufbau. Ohne Helfer kaum noch zu schaffen! So mancher der früheren Kirmesmädchen oder -burschen wohnt und arbeitet inzwischen nicht mehr in Gethles. Doch viele nehmen Urlaub kommen extra am 2. Septemberwochenende in ihr Heimatdorf zurück. Nicht nur um die Kirmes zu feiern, sondern um zu helfen. Leider können von den älteren Dorfbewohnern, die den Kirmesverein über Jahrzehnte völlig selbstverständlich ohne viel Worte tatkräftig unterstützt haben, viele nicht mehr mit anpacken.
Nun hofft der Kirmesverein, das deren Gethleser Kinder und Enkel, an stelle ihrer „Altvorderen“ mit Hand anlegen, um die lange Tradition der Dorf- und Kirmesfeste in Gethles aufrechtzuerhalten.
Wir freuen uns über viele fleißige Hände und bedanken uns bei allen, die im letzten und diesem Jahr an den Fäden für die 161. Kirmes wohlgeordnet gezogen haben!
„14-15-Kermes“
Martina Schneider
Dorfchronistin
Foto: SL Fotografie