Nur so bleiben Feste uns erhalten
Leserbrief zum Artikel „Auch Therese hat keine Lust mehr“ in der SR vom 20.10.2018.
Gerne wohne ich in Meiningen, einer kleinen Residenzstadt mit einer wunderbaren Geschichte, Kunst, Kultur und Architektur, denn diese geben sich die Hände. Meiningen und Hildburghausen zeigten schon immer eine Art Geschwisterliebe. Unser traditionelles Stadtfest, das „Meininger Hütes-Fest“ wird nunmehr seit 1995 jedes Jahr gefeiert. Wir gehen alle hin, wenn der Kloß gerollt wird, wenn die Zelte stehen, das Bier strömt, die Bratwurst duftet und die Musik erklingt. Alles für Jung und Alt! Natürlich kommt dies nicht von alleine. All unsere Stadtväter von gestern und heute organisieren dieses Fest in Gemeinsamkeit mit den Stadtangestellten, dem Kultur- und Tourismus sowie mit den Gastronomen, Vereinen, Schulen und vielen anderen. Wir Meininger bedanken uns mit unserem Dabeisein!
Doch nun zurück in ein Festzelt des Theresienfestes, welches fotografisch gut zu erkennen war. Ich war sehr verwundert über die gähnende Leere und die fehlenden Parts für Stimmung und Gespräche. Wie ich las, ist der Trend des Besuchermangels bereits seit ein paar Jahren wie eine schleichende Erkrankung bemerkt worden. Warum das so ist, schrieb bereits der Autor des Textes. Mein erster Gedanke war, wie mutig doch die Hildburghäuser sind! Sie lassen es wissen, wo und wie die Volksvertreter sich um die Belange seiner Bewohner kümmern. Die etwas misslungene Einladung an namhafte Bürger und Bürgerinnen ist wohl ein Signal der Arroganz und der Abkehr von Wirtschaft und vom Volk. Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass nur ein Volk es ermöglicht, dass es eine sogenannte Stadtregierung gibt! Diese schwören bereits vor der Wahl, was sie so Gutes und Sinnvolles für ihre Region und deren Bewohner machen will, doch die Wirklichkeit lehrt uns bereits seit Jahren, dass der Abstand zum Volk sich immer mehr erweitert. Und nun ist die Bescherung da! Das „Theresienfest“ ist doch ein geschichtliches Fest und würdigt die Hildburghäuser Adelsfamilien und deren Dienste bis in die heutige Zeit. Außerdem zeigt es an, dass dieses Fest der Vorreiter zum Oktoberfest in München ist. Falls ich es fehldeute, so bitte ich um Verzeihung! Warum soll nun dieses Fest so langsam abgeschrieben werden? Wer oder was ist der Sinn des Ganzen? Soll ein arbeitendes und steuerzahlendes Volk nichts mehr zum Feiern haben? Sind die Wochenenden nun noch für die Arbeit in Schichten da? Mal ehrlich, als ich vor kurzem über den schönen Altmarkt ging, vermisste ich die Zusammenkunft der Menschen, die sich treffen, einkaufen und Kaffee genießen. Nicht einmal der schöne Brunnen ließ sein Wasser fallen.
Liebe Hildburghäuser und anliegende Gemeinden, bitte macht eurem Herzen Luft, steht für euer wunderschönes und überregionales Fest mit all den Vereinen. Lasst es nicht zu, dass wir unsere Traditionen aufgeben. Euren Mut habt ihr mit Nichtteilnahme zwar signalisiert, jedoch werden Andere daraus eine Festschließung machen. Wer will das schon… denkt nach! Und noch etwas brennt mir auf der Seele… Es geht doch auch um die Ehrwürdigung dieser schönen Residenzstadt mit ihrem stillen Charme. Also, liebe Hildburghäuser, steht auf und zeigt euch, seid stolz auf euer schönes Städtchen in eurer Heimat und feiert alle Jahresfeste. Nehmt es selbst in die Hand, seid engagiert und kooperativ mit der Stadt und allen Beteiligten. Die nächsten Generationen werden es euch danken.
Herzlichst
Rita Solvana Wachs
2. Meininger Hütesholle (1998 – 2001)
Meiningen
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