Poppenhäuser-Treffen mit langer Tradition
Poppenhausen (ls). Wenn von Poppenhausen die Rede ist, dann braucht es unbedingt einen Zusatz, denn den Ort gibt es gleich vier Mal in Deutschland, in Bayern (Landkreis Schweinfurt), Baden Württemberg (Main-Tauber-Kreis), Hessen (Landkreis Fulda) und Thüringen. Mit ihren Bürgermeistern waren die Abordnungen, Gemeinderäte und weitere Einwohner in großer Zahl ins Heldburger Unterland nach Poppenhausen angereist, um das 21. Poppenhäuser Treffen in einer großen Gemeinschaft zu feiern. Und so wie es in Poppenhausen stattfand, so stellt man sich eine funktionierende Partnerschaft vor, herzlich, freundschaftlich und auf Gemeinsames bedacht. Dabei spielte es keine Rolle, ob der Ort 92, 102, 1.200 oder 1.600 Einwohner hat, die alle zu einer Großgemeinde gehören, ob als Ortsteil oder Hauptort.
Bereits am Sonntagmorgen fand mit Pfarrer a. D. Matthias Ullrich in der Marienkirche zu Poppenhausen „ein wunderschöner Gottesdienst“ statt, wie im Laufe des Nachmittags von verschiedenen Seiten mehrfach geäußert wurde. Die Marienkirche, das erfuhren beim Gottesdienst bzw. beim späteren Rundgang durch den Ort die Gäste, und darauf sind die Einwohner besonders stolz, wurde in den Jahren 2015 und 2016 umfangreich renoviert und restauriert. Hinzu kam die Sanierung der Friedhofsmauer ein Jahr später und 2018 die Sanierung des Kirchturmes mit Erneuerung des Turmknopfes und der Wetterfahne.
Nach dem Mittagessen fand im Festzelt die Begrüßung aller Poppenhäuser und Gäste durch die Bürgermeister der vier Gemeinden statt. So richteten Christopher Other, Bürgermeister der Stadt Heldburg und Ortsteilbürgermeister Robert Wolf Grußworte in einer lockeren und erheiternden Atmosphäre an alle Anwesenden. Nach 1990, 1994 und 2004 war das thüringische Poppenhausen zum vierten Mal Gastgeber des Treffens. Den Zeitpunkt habe man bewusst eine Woche nach dem inzwischen bedeutsamen Poppenhäuser Traktortreffen gewählt, so Christopher Other, um verschiedene Dinge, vom Festzelt bis zum Parcours für Traktorspiele, nutzen zu können.
Die Bürgermeister waren nicht nur mit ihren Abordnungen gekommen, sondern haben auch aus Wittinghausen (Baden) und Pfersdorf (Franken) ihre Blaskapellen mitgebracht. Als dritte im Bunde musizierten die Heldburger Stadtmusikanten, lediglich die Poppenhäuser von der Wasserkuppe hatten durch die schon vor zwei Wochen begonnene Ferienzeit Besetzungsschwierigkeiten. Zunächst aber richteten die Bürgermeister Marcus Wessels, Ludwig Nätscher und Manfred Helfrich erwärmende Worte an ihr Poppenhäuser Publikum. Da der Wittinghäuser Ortsteil Poppenhausen (92 Einwohner) in zwei Jahren Gastgeber sein wird, so Marcus Wessels, müssten sie sich ganz schön anstrengen, um mit ihren Namensvettern gleichzuziehen. Bürgermeister Ludwig Nätscher von der unterfränkischen Gemeinde Poppenhausen, mit 1600 Einwohner der größte der vier Poppenhausen (6 Ortsteile) erinnerte an das erste Treffen vor 40 Jahren. Es sei eine wunderbare Idee gewesen, die stets von einer Verbundenheit untereinander geprägt war und seit 1990 nun auch das thüringische Poppenhausen gerne in die Runde aufgenommen habe. Neben den Poppenhäuser Treffen im Zwei-Jahres-Rhythmus sei auch das regelmäßige Treffen der Bürgermeister-Ehepaare ein wunderbares Beispiel der Zusammenarbeit, sagte Manfred Helfrich, der Bürgermeister von der Wasserkuppe. Er komme mit seiner Abordnung von der „Natursportgemeinde im Biosphärenreservat, dort, wo die Rhön besonders schön ist“, so ihr überzeugender Slogan. Er bekräftigte die „solidarische Verbundenheit“ aller vier Orte und verwies auf Worte einer überreichten Urkunde. Darauf steht: „Mögen die Verantwortlichen im Rathaus und die Gemeindemitglieder der vier Poppenhausen auch künftig an Freundschaft, Solidarität und Tradition festhalten“, hieß es.
Bekräftigt wurde dies durch das gemeinsame Pflanzen eines „Speierlings“, mit dem symbolisch etwas Neues, nämlich der begonnene Waldumbau fortgeführt werden soll, so Christopher Other. Der Speierling sei eine alte Obstart, erklärte bei der Pflanzung Wilfried Westhäuser, der fast in Vergessenheit geraten wäre, man sich aber rechtzeitig daran erinnert habe. Ebenfalls einen Speierlingbaum übergab Ortsteilbürgermeister Robert Wolf neben einer Ortschronik und weiteren Erinnerungsstücken an die Gastabordnungen für ihren Heimatort. Mit einigen Highlights aus dem vorangegangenen Traktortreffen wurden natürlich die zahlreichen Zuschauer unterhalten. So mussten die vier Bürgermeister auf den Traktor steigen und zum Wettbewerb „Blinder Büschel“ antreten. Mit Sicht- und Gehörschutz musste eine bestimmte Strecke bis zu einem Strohbüschel durchfahren werden. Die übrigen drei einer Mannschaft traten zum Vorderreifen-Weitwurf, zum Traktor-Kannengießen und zum Geschicklichkeitsfahren an. Dabei versuchten sich natürlich auch die Bürgermeister mit viel Spaß am Reifenweitwurf.
Schließlich stand mit dem vorherigen Ortsteilbürgermeister Helmut Baum, der übrigens von seinem Nachfolger als Anerkennung für seine engagierte Arbeit im Ort zum „Ehrenschatzmeister“ des Feuerwehrvereins ernannt wurde, ein interessanter Ortsrundgang auf dem Programm. Über 50 interessierte Poppenhäuser führte Helmut Baum durch den Ort, vom Pfarrhaus mit der Heimatstube, über das sanierte Backhaus, der bereits erwähnten Kirche bis zum Dorfbrauhaus. Dabei wusste er viele Einzelheiten zu den genannten Gebäuden, hatte Informationen zu den Fachwerkhäusern oder kleine Geschichten während der Zeit des Sperrgebietes und nach der Wende parat, was wiederum Anlass zu interessanten Gesprächen bot. Zurück zum Festplatz gab es noch viele Gelegenheiten des Informationsaustausches. Und beim gemeinsame Musizieren aller drei Kapellen ließen sie den „Böhmischen Wind“ wehen, der das Treffen noch lange nachhallen lassen wird.
Fotos: ls