Quo vadis REGIOMED-Klinikum Hildburghausen?
Hildburghausen. In der letzten Woche wurde bekannt, dass im Klinikum Hildburghausen nach Geburtsstation und Kreißsaal weitere Stationen geschlossen werden sollen. Hintergrund sind vermutlich Verluste in Millionenhöhe. Betroffen sind nach Informationen von MDR THÜRINGEN die Gynäkologie, die Intensivstation, das Krankenhauslabor und die Sterilisation. Am 9. Juni wird es eine nichtöffentliche Sonderkreistagssitzung zum Thema Krankenhausstandort Hildburghausen geben. Das Krankenhaus soll voraussichtlich zu einem Zentrum für Altersmedizin umstrukturiert werden.
Wird Hildburghausen das Altersheim der REGIOMED?
Harzer: „Herr Müller, handeln Sie endlich im Sinne Ihres Kreises!“
Wir Mitglieder des Kreistages konnten leider nur aus den Medien entnehmen, wie schlecht es um das REGIOMED-Klinikum Hildburghausen steht. Aber wie kommt das? Wurde uns doch ständig suggeriert „Stimmen Sie dem zu… und dann wird das wieder…! Die Prognosen sehen gut aus, wenn…“
Selbst die Fraktionsvorsitzenden wurden irreführend eingeladen, ihnen wurde mit der Einladung die Fortschreibung des Entwicklungskonzeptes der Henneberg–Klinik Hildburghausen versprochen, um die Zerschlagung des Klinikstandortes Hildburghausen zu präsentieren, stellt der Fraktionsvorsitzende Steffen Harzer mit Blick auf die Kreistagssitzung am 9. Juni 2021 fest.
Wie jetzt klar wird, haben die Geschäftsführung von REGIOMED und der Landrat entweder sprichwörtlich die Augen verschlossen oder schlicht und einfach die Tatsachen zu ihren Gunsten gedreht! Es ist empörend, wie hier mit Arbeitsplätzen und der Angst der Menschen gespielt wird! Wir und das versprechen wir, sagt Steffen Harzer – selbst jahrelang Personalratsvorsitzender eines Krankenhauses in Hildburghausen – als Fraktion – stehen hinter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Henneberg Klinik! Wir lassen Sie nicht im Regen stehen und werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen, gemeinsam mit Ihnen, mit den Gewerkschaften, mit dem Betriebsrat. Lassen Sie uns aufstehen gegen die soziale Kälte, gegen den Arbeitsplatzabbau, gegen das Ausspielen von Ärzten gegen Schwestern und Pflegern, von Honorarkräften gegen Festangestellte, von Fremdfirmen gegen Hauspersonal. Lassen Sie uns die Chance in der Krise suchen, lassen Sie uns auch versuchen, neue Wege zu gehen, abseits eingefahrener Wege.
Aber nun mal ein paar Fakten:
• Es besteht derzeit ein hoher Mittelabfluss durch Kredite, die leicht positive Entwicklung reicht nicht, um die Kredite zu bedienen, dadurch stehen keine Mittel für ausreichende Investitionen zur Verfügung.
• Die Liquidität wird abgebaut.
• Die Ertragslage reicht im Gesamtkonzern nicht aus.
• Die Henneberg Kliniken machen die Hälfte des Konzernfehlbetrages aus.
• Personal- und Materialkosten brauchen die Erlöse vollständig auf.
• Die oft beschäftigten Honorarkräfte sind viel zu teuer.
• Die Fallzahlen sind zu gering für den Personalbestand.
• Die Strukturdefizite bestehen seit Jahren.
• Covid-19 hat es lediglich beschleunigt.
Da stellen sich unserer Fraktion folgende Fragen:
1. Wie soll es weiter gehen?
2. Haben wir auch in Zukunft einen REGIOMED-Klinikstandort Hildburghausen oder ist dies nicht gewollt?
3. Wird hier mutwillig der Standort Hildburghausen geopfert, um Coburg, Lichtenfels und Sonneberg zu erhalten oder gar zu vergrößern?
4. Bleibt am Ende in Hildburghausen ein Altersheim mit einer angeschlossenen geriatrischen und inneren Abteilung Wird Hildburghausen das Altersheim von RegioMed?
5. Wir fordern eine vollumfängliche Aufklärung, wie es zu dieser Situation gekommen ist! Das beginnt bei den verschwundenen Millionen des Hauptgeschäftsführers Bouvelet, der Fehlplanung der Großküche Lichtenfels und der Haftung der damaligen Aufsichtsratsmitglieder. Warum wurde so lange geschwiegen und alles unter den Tisch gekehrt?
„Herr Müller, handeln Sie endlich im Sinne Ihres Kreises!“, so Harzer.
Wir werden uns damit am 9. Juni in der Sonderkreistagssitzung damit befassen und uns danach gerne auch Ihren Fragen, Sorgen und Nöten stellen und mit Ihnen gemeinsam nach Wegen suchen, wie wir aus dieser Situation herauskommen und die Arbeitsplätze in der Region und am Standort Hildburghausen erhalten können, stellt Steffen Harzer zum Abschluss für die Fraktion klar.
Steffen Harzer
Fraktionsvorsitzender
Fraktion „Links- GrünAktiv“
Werbering: Hildburghausen braucht ein leistungsfähiges Krankenhaus!
Mit Entsetzen vernimmt der Hildburghäuser Werbering, dass das Krankenhaus der REGIOMED in unserer Kreisstadt zentraler Funktionen beraubt werden soll. Wir lehnen dies kategorisch ab.
Seit mehr als einem Jahr erdulden unsere Mitglieder faktische Berufsverbote, behördlich angeordnete Betriebsschließungen und eine weitgehende Aussetzung der Gewerbefreiheit.
Die Begründung dafür lautet stets: eine drohende Überlastung des Gesundheitssystems müsse um jeden Preis verhindert werden. Es gehe schließlich um Menschenleben…
Jetzt geht es scheinbar nur noch um Zahlen. Denn wer wollte bestreiten, dass etwa der Wegfall einer Intensivstation in der Kreisstadt in der Zukunft Menschenleben kosten wird?
Die Umsetzung der Pläne würde aber noch weitere Kosten nach sich ziehen. Die Attraktivität einer Region hängt von vielen Faktoren ab. Infrastruktur, Bildungsangebote, Kulturangebote machen Regionen attraktiv. Aber auch eine gute medizinische Grundversorgung ist ein wesentlicher Faktor, ob sich Firmen, junge Familien und qualifizierte Arbeitskräfte für den Standort Hildburghausen entscheiden.
Fragen haben wir derweil an Landrat Thomas Müller.
Herr Müller ist langjähriges Mitglied und aktuell sogar Vorsitzender des Aufsichtsrats der REGIOMED. Er hat somit den Bau einer völlig überdimensionierten Großküche in Lichtenfels mitverantwortet, die 2018 ein Defizit im zweistelligen Millionenbereich nach sich gezogen hat und seither jährliche Millionendefizite des Klinikverbunds produziert. Auch der Neubau eines Krankenhauses in Coburg fällt in seine Amtszeit.
Und jetzt sitzt Thomas Müller diesem Gremium vor, während ein Kahlschlag in der Klinik der eigenen Kreisstadt beschlossen wird?
Der Hildburghäuser Werbering sieht in dem drohenden Verlust eines leistungsfähigen Krankenhauses eine katastrophale Fehlentwicklung, die unsere Region auf Jahrzehnte hinaus schwächen würde. Wir lehnen dies kategorisch ab.
Wir versichern auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der REGIOMED unserer Unterstützung. Danke für Euren Einsatz. Diese Stadt, ihre Bevölkerung und auch wir als Gewerbetreibende brauchen Euch.
Alle politischen und gesellschaftlichen Akteure, aber auch die Bürgerinnen und Bürger fordern wir auf, sich der schrittweisen Schließung des Krankenhauses entschlossen und gemeinsam zu widersetzen.
Wir appellieren auch an die Landesregierung, in diesem Sinne aktiv zu werden.
Hildburghausen braucht ein leistungsfähiges Krankenhaus für die Bürgerinnen und Bürger!
Der Vorstand
Hildburghäuser Werbering
Foto: Südthüringer Rundschau