Schule, stress mich nicht!
Wenn Unzufriedenheit der Preis für gute Leistungen ist, zahlt es sich dann am Ende wirklich aus?
sr. Diese Woche war der Sommer zurück in der Rundschau! Madita Sommer nutzte im Rahmen eines einwöchigen Praktikums die Möglichkeit, den Redaktionsalltag in unserer Zeitung kennenzulernen. Als redaktionelle Aufgabe sollte Madita sich mal ein paar Gedanken darüber machen, was sie sich als Schüler von den Lehrern bzw. ihrer Schule für den Schulalltag wünschen würde!
Madita schrieb dazu: Seit 5 Jahren gehe ich nun schon auf das Gymansium Georgianum in Hildburghausen und finde es dort auch sehr schön. Ich habe hier Freunde, bin am Morgen schnell dort und nachmittags auch schnell wieder daheim. Nun gehe ich in die 10. Klasse, das bedeutet mehr und mehr Leistung zu bringen und schließlich am Ende des Jahres auch eine große Abschlussprüfung, die BLF (Besondere Leistungsfeststellung). Wir müssen sie in Deutsch, Mathe, in einer der drei Naturwissenschaften und einer Fremdsprache ablegen. Das Bestehen der Prüfung ist gleichwertig mit dem Realschulabschluss.
Je weiter wir im Jahr vorankommen, desto stressiger wird es für uns. Das wird noch gefördert durch weiterbildende Wochen außerhalb des Klassenraums wie zum Beispiel Klassenfahrten, Projektwochen und Praktikas. Nicht falsch verstehen, dass alles finde ich gut, schließlich können wir uns hier weiterentwickeln und dazulernen.
Letztendlich bleibt der Lehrplan, der abgearbeitet werden muss, aber derselbe. Und so auch der Druck auf uns Schüler. An besonders stressigen Tagen habe ich bis um 15.10 Uhr Unterricht, gehe dann nach Hause und mache dort bis in den späten Abend Hausaufgaben und lerne. Neben dem ständigen Vorbereiten auf Arbeiten und mündliche Leistungskontrollen gibt es da auch noch Hausarbeiten wie Praktikumshefter und Exkursionsberichte, die auch nicht liegen bleiben dürfen. Das alles ist mit Ehrgeiz und Wille kein Problem, doch die bleiben bei dem Stress leider viel zu oft auf der Strecke. Man muss sich stets neu motivieren, um gute Leistungen erzielen zu können.
Das finde ich schade, denn ich denke jeder Schüler hat eine gewisse Begabung. Das diese Begabung im vorgegebenen Lehrplan nicht gefördert wird, finde ich traurig. Dabei sollte das doch oberste Priorität haben. Das wir Schüler am Ende unserer Schulzeit einen Beruf finden, der uns glücklich, nicht unglücklich macht, sollte Ziel nach Beenden der Schulzeit sein.
Weiterhin muss ich sagen, dass bei mir der Spaß an Schule zu häufig ausbleibt. Das ist tagesabhängig und kommt auch darauf an, wie stressig es ist. Nichtsdestotrotz würde ich mir wünschen, dass einige Lehrer mehr Leidenschaft für ihr Fach zeigen würden. Denn wie sollen Schüler Interesse für ein Fach entwickeln, wenn Lehrer ohne Überzeugungskraft Stunde für Stunde den Lehrplan abarbeiten, mit den gleichen Methoden wie seit 30 Jahren? Auch finde ich, dass der Unterricht zu wenig praxisnah ist. Unser Schultag sieht jeden Tag gleich aus. Mindestens sechs Stunden Unterricht, wir rotieren von Raum zu Raum.
Neulich hat meine Klasse im Rahmen des Biologieunterrichts eine Exkursion gemacht. Obwohl das Wetter nicht optimal war, hatten wir eine Menge Spaß und konnten auch außerhalb des Klassenraums eine Menge dazulernen. Tage wie diese müssten viel öfter stattfinden, mindestens einmal im Schuljahr.
Wir Schüler sollten neben dem Unterrichtsstoff auch auf das Leben im Alltag vorbereitet werden. So kann man Erlerntes viel besser verstehen, nachvollziehen und später auch anwenden. Aber auch das findet meiner Meinung nach zu wenig im Unterricht Beachtung.
Trotz einiger Kritikpunkte gehe ich gerne auf das Gymnasium und will in zwei Jahren meine Abiturergebnisse in den Händen halten.
Ich hoffe, dass in den nächsten Jahren am Schulsystem in Thüringen bzw. in ganz Deutschland Änderungen stattfinden, auch wenn ich diese dann wahrscheinlich nicht mehr als Schüler miterleben werde.
Madita Sommer
Praktikantin in der Südthüringer Rundschau
Titelbild: Madita beim Praktikum in der Südthüringer Rundschau. Foto: Südthüringer Rundschau