Tierquälerei in Themar: Kranke „Downer“-Kuh zum Sterben vor den Stall gelegt
Deutsches Tierschutzbüro erstattet Strafanzeige
Themar. In Wachenbrunn, einem Ortsteil der Stadt Themar wurde vor 14 Tagen eine kranke Kuh vor einen Stall gelegt. „Dort sollte sie vermutlich sterben“, so Jan Peifer, Vorstandvorsitzender vom Deutschen Tierschutzbüro. Die bundesweit tätige Tierrechtsorganisation wurde von mehreren Zeugen informiert, die das Geschehen teilweise mit einem Handy dokumentiert haben. Auf den Aufnahmen ist ein apathisch wirkendes Rind zu sehen, das ganz offensichtlich schwer verletzt war. Die Kuh liegt versteckt hinter Bäumen auf einem Feld, sie hebt den Kopf und sucht offenbar um Hilfe.
Eine Zeugin hatte das Rind zunächst am Dienstagmorgen (19. Oktober 2021) gegen 9 Uhr vorgefunden. Zu dem Zeitpunkt standen dem Tier weder Futter noch Wasser zur Verfügung. Der Betreiber wurde daraufhin angesprochen, verwies die Zeugin aber mit scharfem Tonfall vom Hof. Das zuständige Veterinäramt wurde daraufhin informiert. Am nächsten Tag (Mittwoch, 20. Oktober 2021) lag die Kuh immer noch dort, immer noch ohne Wasser und Futter und weiterhin der Witterungen schutzlos ausgesetzt. An dem Tag regnete es stark. Das Tier wirkte nach Zeugen-Angaben noch schwächer als am Vortag. „Das arme Tier musste die ganze Nacht in der Kälte liegen, ohne sich bewegen zu können. Ich will mir nicht ausmalen, was in ihm vorging“, so Peifer.
Am Donnerstag (21. Oktober 2021) hat das Deutsche Tierschutzbüro Kenntnis von dem Fall erhalten und unverzüglich das zuständige Veterinäramt in Hildburghausen informiert. Am selben Tag gab das Amt die Rückmeldung, dass das Tier Paratuberkulose positiv sei, eine Notschlachtung würde somit den einzigen Ausweg darstellen. „Dies würde aber nicht rechtfertigen, das Tier schwerverletzt mehrere Tage vor dem Stall ohne Futter und Wasser zu legen“, kritisiert Peifer und ergänzt: „Der dauerhafte Zugang zu Wasser und Futter ist gesetzlich klar vorgeschrieben“.
Das Deutsche Tierschutzbüro reichte beim Veterinäramt weitere Nachfragen dazu ein, ob die Kuh wirklich notgeschlachtet worden und damit dem menschlichen Verzehr zugeführt worden ist, wann eine Vor-Ort-Kontrolle vom Amt stattgefunden hat, ob der Tierhalter Auflagen erhalten hat und ob der Betrieb bereits in der Vergangenheit negativ aufgefallen ist. „Antworten auf diese Fragen haben wir allerdings nicht bekommen. Offenbar fühlt sich das Veterinäramt auf den Schlips getreten“, so Peifer. Das Büro des Landrates von Hildburghausen teilt auf Nachfrage mit, dass man sich nicht zu laufenden Verfahren äußern würde.
Dabei ist das Problem der sogenannten „Downer-Kühe“, wie Landwirte solche Tiere nennen, bundesweit bekannt. Es handelt sich dabei um Tiere, die krank oder verletzt sind und eigentlich tierärztlich behandelt werden müssen. Rinder werden stattdessen sich selbst überlassen, da dies im Vergleich zu einer tierärztlichen Behandlung weniger Kosten verursacht. „Das ist jetzt schon der dritte Fall innerhalb von drei Wochen“, zeigt Peifer auf. Der letzte Downer-Fall ereignete sich am 10.Oktober 2021 in Brandenburg. Nur wenige Tage später erhielt das Deutsche Tierschutzbüro einen Hinweis auf einen Fall bei Rostock. „Und das sind nur die Fälle, die uns gemeldet werden, die Dunkelziffer wird noch viel höher sein. Wir gehen pro Jahr von 200.000 solcher Tiere aus“, so Peifer. Nicht selten werden solche Tiere der Schlachtung zugeführt, obwohl dies verboten ist. „Der Transport von kranken und verletzten Tieren ist untersagt, dennoch passiert dies ständig“, weiß Peifer aus seiner jahrelangen Erfahrung in der Tierrechtsarbeit.
Das Deutsche Tierschutzbüro hat letzte Woche Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Meiningen gegen die verantwortliche Person erstattet. „Dem Tier wurden vorsätzlich massives Leid und Schmerzen zugefügt“, begründet Peifer die Entscheidung. Die Tierrechtler fordern, dass der Person ein Tierhalteverbot auferlegt wird, denn ganz offenbar fehlt ihr die nötige Sachkunde. „Wer so mit den Tieren umgeht, gehört ins Gefängnis“, so Peifer.
Den aktuellen Fall nehmen die Tierrechtler erneut zum Anlass, um für eine pflanzliche Lebensweise zu werben. „Wer solch eine Tierquälerei beenden will, sollte aufhören, Milch zu trinken und Fleisch zu essen“, so Peifer abschließend.
Foto / Video: Deutsches Tierschutzbüro e.V.