tlv nach dem Coronagipfel: „Für die Schulen ist die Kuh überhaupt noch nicht vom Eis“
Erfurt. Unmittelbar nach dem Ende des Coronagipfels und der Verkündigung der neuen Maßnahmen am Nachmittag des 25. November reagiert der tlv thüringer lehrerverband mit Enttäuschung. „Einem Schüler würde man unter diesen Umständen attestieren: Er hat sich stets bemüht, aber das Klassenziel dennoch verfehlt“, so das Fazit des tlv-Landesvorsitzenden Rolf Busch.
Auch wenn sich die Regierungschefs mit der Bundeskanzlerin auf eine Verlängerung und teilweise Verschärfung der Corona-Maßnahmen geeinigt hätten, sei für die Schulen „die Kuh überhaupt noch nicht vom Eis“, ergänzt Busch. Vieles sei nach wie vor zu vage, der Spielraum für die Behörden und damit die Unsicherheiten zu groß. „Wenn zum Beispiel bei einem Infektionsfall unter den Schülern eine Quarantäne für die ganze Klassen empfohlen wird, schlussendlich aber die Gesundheitsämter das letzte Wort haben sollen, dann sehe ich überhaupt keine Verbesserung zu dem chaotischen Flickenteppich, den wir vorher hatten.“
Im Gegenteil, so der tlv-Landesvorsitzende: Zwar sei nun bundesweit eine Verlängerung der Weihnachtsferien beschlossen worden, für die sich bei einer tlv-Umfrage in der vergangenen Woche auch eine überwältigende Mehrheit (81 Prozent) der teilnehmenden Schulleiter/innen, Lehrer/innen, Erzieher/innen und Sonderpädagogischen Fachkräfte ausgesprochen hatten. Aber Thüringen behalte sich dem Vernehmen nach als einziges Bundesland neben Bremen ein Sonderrecht für eine Einzelentscheidung vor – laut Busch eine „unfassbare Ignoranz“.
Enttäuschung äußerte Busch auch angesichts der Tatsache, dass es nach wie vor möglich sein soll, Schulen in Thüringen auf Stufe Grün laufen zu lassen. „Auch hier gibt es nur eine Kann-Bestimmung. Das ist schlichtweg unverantwortlich“, so das Urteil des Verbandschefs. Es erfülle ihn „mit extremer Sorge“, dass heute „ein weiteres Mal die Chance verpasst wurde, ein deutlichen Zeichen für den Schutz aller an Schule Beteiligten zu setzen“. Schnelltests und Maskenpflichten für Teile der Schülerschaft lehne der tlv als „Placebomaßnahmen“ ab. Lediglich ein Wechselmodell, in dem die Schüler abwechselnd zur Schule kommen und selbstständig Aufgaben zu Hause lösen, könne dafür sorgen, dass die dringend notwendigen Abstandregeln auch in den Schulen eingehalten werden können. „Uns ist bewusst, dass nicht in jeder Familie die optimalen Voraussetzungen dafür herrschen. Aber es gibt momentan leider keine Lösung, die allen Bedürfnissen gerecht werden kann.“
Der nach wie vor deutlich erkennbare Wille, die Schulen um jeden Preis offenzulassen, stelle jedoch eine wissentliche Gefährdung der Gesundheit vieler Menschen dar, die aus Sicht des tlv nicht hinnehmbar sei.
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