Totalausfall der Bundesregierung
Wann wurden den versammelten Regierungschefs der Welt derartig die Leviten gelesen, wie am Dienstag von Greta Thunberg? Ihre kurze Rede von 4 Minuten und 41 Sekunden vor den Vereinten Nationen erinnert an die Ohrfeige, die Beate Klarsfeld 1968 dem Nazi-Kanzler Kurt Georg Kiesinger verpasst hat: auf der ganz großen Bühne einmal kräftig durchgezogen.
„Wie könnt Ihr es wagen?“, „Ihr habt versagt!“, „Wir haben Euren Verrat durchschaut!“ und „Wir werden Euch niemals vergeben!“ Dieser Auftritt in New York ist wahrlich sehenswert.
Wäre es jetzt nicht an der Zeit, dass einige, die seit Monaten regelrechten Hass über dieses 16-jährige Mädchen ausgekübelt haben, mal ein bisschen herunterfahren? Immerhin sind ja einige Prognosen nicht eingetroffen. Oder galt diese junge Frau etwa nicht vielen als naiv? Sie sei nur ein Spielball der Mächtigen?
Dieser Spielball ist den Mächtigen am Dienstag in New York City kräftig in die eigene Fresse geflogen. Schon zuvor aber hat Greta diese Vereinnahmungsversuche regelmäßig mit großer Sicherheit abgewehrt. Ja, sie redet mit den Herrschenden. Mit Obama oder Merkel oder Jean-Claude Junker. Aber lässt sie sich einwickeln?
Wer das immer noch behauptet, pflegt einen Mythos. Aber er hört nicht zu.
Als Greta Thunberg etwa, bei einem ersten Versuch der Einseifung, mit der ohnehin albernen „Goldenen Kamera“ ausgezeichnet wurde, widmete Greta diese Ehrung im allerersten Satz: den Besetzerinnen und Besetzern im Hambacher Wald. Anschließend nahm sie in wenig freundlichen Worten die anwesenden Jet-Set-Prominenten in die Pflicht. Es sei eben nicht akzeptabel, wenn diese zu ihrem bevorzugten Hair-Stylisten nach Paris oder für einen Yoga-Retreat um die halbe Welt düsen.
Auch in Davos, London, Paris und Washington hatte Greta die Einladung genutzt, um den volksvertretenden Umweltversagern die Meinung zu geigen. Noch weniger zornig, als jetzt vor der UN. Dass ihre Ungeduld von mal zu mal wuchs, war aber deutlich zu spüren.
Damit steht Greta nicht allein. Die Wut wächst allerorten. Wen wundert es?
Da wird am selben Tag, an dem 1,4 Millionen Menschen in Deutschland für effektiven Klima- und Naturschutz demonstrieren, von unserer geliebten Bundesregierung ein sogenanntes „Klimapaket“ beschlossen, das einfach nur zeigt: die haben nichts verstanden, die haben keinen Plan, die haben es nicht drauf und die sind von denen gekauft, die aus der Zerstörung der Umwelt ihren Profit ziehen.
Prompt haben ausnahmslos alle Organisationen, die zum großen Klimastreik aufgerufen hatten, diese Regierungsbeschlüsse in schärfsten Worten verdammt.
Zur Rede von Angela Merkel vor dem Klimagipfel ließ sich Hubert Weiger, der Vorsitzende des Bund Naturschutz, derweil so vernehmen: „Angela Merkel wird den klimapolitischen Totalausfall der Bundesregierung verantworten müssen.“ Merkel habe keinerlei Bereitschaft gezeigt, Verantwortung zu übernehmen. Ihr Verhalten grenze an Realitätsverweigerung.
Der Mann hat recht. Greta hat Recht. Die Proteste werden weitergehen.
Und das ist auch gut so…
Prinz Chaos II.
Weitersroda
Foto: Pixabay
Abschließend: Werbung.
Ein gewisser Florian Kirner hat einen Roman geschrieben. Er heißt „Leichter als Luft“. Er ist im Westendverlag erschienen. Er ist überall im guten Buchhandel, aber natürlich auch bei Amazon und Co. erhältlich.
Ich persönlich rate zum Kauf im Büro der „Südthüringer Rundschau“, Johann-Sebastian-Bach-Platz 1, Hildburghausen und zu diesem Buch.
Die Bücher, die es dort zum Preis von 17,95 Euro gibt, sind handsigniert!
Florian Kirner hat die in der Rundschau erhältlichen Bücher exklusiv für Sie signiert.
Das Roman-Debüt von Prinz Chaos II.
Florian Ernst Kirner – Leichter als Luft
Eine verrückte Zeitreise durch das gentrifizierte Berlin vom 11. September bis heute. Donna Fauna, der Kanarienquex und das Weazel – drei Gewächse der Berliner Elektroszene – erleben auf LSD den 11. September 2001! Die Wucht des Ereignisses katapultiert das Trio endgültig in die Gegenwelt der Drogenkultur – bis sie im gentrifizierten Berlin wieder erwachen. Dort geraten sie in einen aberwitzigen Fight mit einem Immobilienkonzern, lernen alternative Medienleute, Neureiche und den mysteriösen Freiherrn von Tadelshofen kennen. Das Projekt „gesellschaftlicher Aufstieg“ erweist sich als Spiel mit dem Feuer. Ein faszinierender Ritt durch eineinhalb Jahrzehnte Zeitgeschichte. Glänzend beobachtet, mit brillantem Humor und Sprachwitz aufgeschrieben.
„Kirner erzählt auf fantastische Weise vom Anfang und dem Ende unseres Zeitalters der Verwirrung. Seine Sprache surft meisterhaft auf dem Aberwitz der Ereignisse. Das erstaunlichste an „Leichter als Luft“ ist jedoch, dass hier etwas gelungen ist, was kaum noch zu erwarten war: die Wiederbelebung einer totgesagten literarischen Gattung, des Sittenromans.“
Dirk C. Fleck (ausgezeichnet mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis 1994 und 2008)