Tradition & Moderne – ein Dorf entblätterte sich
Gompertshausen (ls). Es war der absolute Höhepunkt ihrer 900-Jahrfeier, was die Dorfgemeinschaft am vergangenen Sonntag auf die Beine gestellt hat. Mehr geht einfach nicht und würde die Kraft der Einwohner übersteigen. Die Gompertshäuser haben ihr Dorf geöffnet und machten ihre Ankündigung für die Besucher wahr: „Erlebt mit uns einen unvergesslichen Tag“.
Es war wie ein Bilderbuch, was vor den Besuchern vom Brauhaus (Ortseingang) über die Stationen seitlich und entlang der Dorfstraße bis zur Gemeindegaststätte (Ortsausgang) und Grenzturm aufgeschlagen worden war. Bei so viel Engagement, Einsatz und Fleiß hat selbst Petrus ein Einsehen gehabt und bescherte dem Unterlanddorf einen wahrhaft angenehmen Sonntag.
„Der Himmel ist blau, das Wetter ist schön, Herr Lehrer wir wollen zusammen spazieren gehn“, so stand es an der Tafel in der Schulstube der einstigen Gompertshäuser Schule. Dieser Aufforderung sind die Gäste gern nachgekommen, doch zuvor erlebten sie eine wunderbar nachgestellte dreigeteilte Schulstunde um 1900, zu DDR-Zeit mit Jungen Pionieren und der heutigen Haubindaer Zeit. So begann die Schulstunde mit der Frage: „Habt ihr eure sieben Sachen dabei?“ „Jawohl, Fräulein Lehrerin“ hieß dazu die Antwort. Zu den sieben Sachen gehörten zu jenen Zeiten Fibel, Rechen- und Religionsbuch, Schiefertafel, Griffel, Schwamm und Lappen. Auf einer großen Bilderausstellung konnten sich viele Gompertshäuser wieder als Schulkind entdecken.
Ein Stockwerk höher präsentierte sich die Heimatstube mit den verschiedensten Raritäten und ebenso mit Fotos früher und heute. Überhaupt gab es überall, wohin man ging, tolle Erinnerungsfotos und Fotodokumentationen zu Personengruppen, Häusern früher und heute oder zu den dargestellten und gezeigten Aktivitäten.
Neben einer von Bernd Roth ausgestellten Kirchturmuhren-Auswahl in der Kirche gab es am Nachmittag in einer proppenvollen Kirche ein Konzert für Orgel und Trompete, während im Kirchhof Ergebnisse fleißiger Handarbeit ausgestellt waren. Vielfältige Betätigungsmöglichkeiten gab es im „Kinderland“ am Pfarrhaus, dem ehemaligen Kindergarten-Domizil. Auf dem Platz neben dem Brauhaus konnte man indessen mit dem Heimatverein Eishausen das Dreschen mit der Dreschmaschine von früher erleben oder auch das Fässer pichen.
An Zuschauern nicht gemangelt hat es, als „Ernst, Herzog zu Sachsen… Westphalen, Landgraf zu Thüringen, Markgraf zu Meißen…“ in Begleitung mit der Kutsche vorfuhr. Er verkündete das von ihm am 1. Juli 1706 an Gompertshausen verliehene Brau- und Schankrecht.
Wollte man die sportlichen Aktivitäten erleben oder selbst mitmachen, war man beim Sportverein am entgegengesetzten Dorfende genau richtig. Hier waren Turnen am Barren und Bock angesagt, es wurde gekegelt und sich beim Eisstockschießen auf der Straße ausprobiert oder man hatte Spaß am Segway-Parcours, der Balance und Geschicklichkeit verlangte mit hohem Spaßfaktor.
Ein besonderes Highlight, das Seifenkistenrennen, das auch von den Hetschbacher Gästen mit viel Humor begleitet wurde, zog Hunderte von Zuschauern „ins Fahrerlager und an die Strecke“. Das Organisationsteam hatte mit der Umsetzung ihrer Idee eines Seifenkisten-Rennens ganze Arbeit geleistet. Und so herrschte bei den beiden Wertungsläufen „eine Stimmung wie bei der Tour de France oder bei der Formel 1 am Hockenheimring“, so manche Äußerungen. Es gab beim Rennen zwar Sieger, aber dennoch keine Verlierer, weil einfach der Spaß, die Freude und die Begeisterung überwogen. Wer gerade beim Rennen war, der verpasste möglicherweise gerade das Konzert in der Kirche oder eine andere Vorführung. Aber bei allen Höhepunkten dabei zu sein, die sich im Dorf boten, war einfach nicht möglich.
So wurde von verschiedenen Firmen die örtliche Handwerkskunst präsentiert, ob Sattler, Tischler oder Zimmermann. „Wer schmeißt denn da mit Lehm“ hätte man sagen können, als alte Baukunst vorgeführt wurde, während es in der Schmiede hieß, „Schmiede das Eisen, solange es glüht“. Und während das Eisen bearbeitet wurde, wurde bei den Klängen der Amboss-Polka der Takt dazu auf einem anderen geschlagen.
Die Feuerwehr präsentierte alte und neue Technik. Brieftaubenzüchter zeigten ihre schnellen Flieger, Kleingärtner und Kleintierzüchter hielten vom Mosten bis zum Imkern ein vielfältiges Angebot bereit und die Partnergemeinde Gleisweiler aus der Pfalz zeigte das „Küferschlagen“. Dabei handelt es sich um ein Lied der Küfer (Böttcher), die die Weinfassherstellung besingen. Natürlich gingen auch viele Gläser echter Pfälzer Wein über den Tisch. Aber auch die Whisky-Freunde konnten sich nahe der Schmiede am Stand von André & André gütlich tun.
Was viele Besucher als angenehm empfanden, es gab Sitzplätze zum Verweilen, zum Essen und Trinken, gleich wohin man kam. Dabei hörte man überall die Klänge der Kapellen, die mal hier und mal dort auftauchten und sich dem Publikum anpassten. Und überall waren Kirmespärchen dabei, die auch andere Besucher zum Tanzen animierten. Vieles andere wäre noch zu vermelden, doch lassen wir einfach einige Bilder sprechen.
Das Echo von allen, die zu hören waren, war positiv und des Lobes voll. Und sollte doch jemand ein „Krümelchen“ gefunden haben, seht es den Gompertshäusern nach, denn sie haben für ihre Gäste getan, was möglich war. Wie gesagt, mehr ging nicht.
Fotos: ls