Vom City-Manager bis zum Verkehrskonzept – die Hildburghäuser Innenstadt stirbt auf Raten
Leserbrief. Zu den Artikeln „Die Hildburghäuser Innenstadt stirbt auf Raten“ und „Vom City-Manager bis zum Verkehrskonzept“ vom 16. Januar 2020 in der Tagespresse bedarf es aus meiner Sicht einiger Klarstellungen.
Erneut nehme ich zur Kenntnis, dass Obst Anschuldigungen für diese Situation überall erkennt, nur nicht bei sich selbst. Seit sechs Jahren Bürgermeister, übrigens vielleicht der erfolgloseste den Hildburghausen jemals hatte, hat er für viel Geld ein Einzelhandelskonzept erstellen lassen, sich selber, samt seiner Verwaltung aber recht wenig daran gehalten und durch diese Arbeitsweise die damals vorhandene Situation noch verschärft. Er konnte es schwarz auf weiß lesen, dass es nicht den kleinsten Fehler mehr geben darf wenn man die Innenstadt retten wolle. Dies war oder ist ihm offensichtlich recht egal, wenn man an die vergangenen Diskussionen zurückdenkt. (Kaufland, Mister&Lady, Aldi etc.).
Auf die warnenden Worte der Werberingmitglieder wurde mit Arroganz und Überheblichkeit von Obst reagiert. Die von ihm gestellte Frage, ob die Händler der Innenstadt sich nur einen Kunden mehr erhoffen wenn das Kaufland schließt, zeigt in aller Deutlichkeit, dass er nicht verstanden hat und was die Stunde geschlagen hat. Ich kenne keinen Gewerbetreibenden der Innenstadt welcher sich die Schließung vom Kaufland wünscht aber etliche, die Angst davor haben auch nur noch einen weiteren Kunden an die Supermärkte der Vorstadt zu verlieren.
Die Überheblichkeit von Obst gipfelte darin, dass seine Fraktion dem Werbering vorwarf Angst vor Konkurrenz zu haben und nur eigene Interessen zu verfolgen. Dass die Belebung des Marktplatzes das Interesse eines jeden einzelnen Gewerbetreibenden der Innenstadt auch das des Bürgermeisters sein sollte, hat er bis heute offensichtlich nicht verstanden.
Wo ist das seit Jahren versprochene Marketingkonzept? Wofür gibt es eine Wirtschaftsförderin der Stadt, was macht sie außer Kaffee kochen? Was macht unser Bürgermeister jetzt, wo seine Politik der letzten Jahre erste „Früchte“ trägt? Er macht andere dafür verantwortlich, spricht respektlos von „Weltenerklärern“ und von „Verantwortlichen“ vor seiner Zeit als Bürgermeister. Er vergisst dabei allerdings, dass viele Hildburghäuser die Wahrheit schon längst erkannt haben, nämlich dass der derzeitige Verfall der Innenstadt durch seine Fähigkeiten und Handlungen stark an Dynamik gewonnen hat.
Er wünscht sich ein Stadtcafé, welches nicht um 18 Uhr schließt. Aber anstatt den Kontakt zum Betreiber zu suchen und dort seine Wünsche zu äußern, so wie es ein Bürgermeister mit Niveau getan hätte, wartet er bis es zu spät ist um dann über die Presse nachzutreten. Dies zeigt klar wie ungeeignet er für den Posten des Bürgermeisters ist. Zu unserer Eröffnung hat uns nur sein Vorgänger besucht und uns die besten Wünsche übermittelt. Obst war bis heute nicht einmal bei uns.
Aber zurück zu seinem Wunsch. Dazu schauen wir uns mal die Öffnungszeiten der Objekte in seiner Verantwortung an und wie sich diese unter ihm entwickelt haben. Unter seiner Leitung wurden die Öffnungsstunden der Touristeninformation auf 21 Stunden je Woche gekürzt. 21 Öffnungsstunden hatten wir im Stadtcafé bereits Dienstagabend erreicht, da folgten aber noch 5 Arbeitstage. Wir hatten 365 Tage im Jahr geöffnet.
Obst lässt nicht einmal das öffentliche WC im Rathaus täglich auf. Dieses ist unter der Woche an 2 Tagen für 9 Stunden und an 3 Tagen für 7 Stunden geöffnet. Am Wochenende bleibt es komplett geschlossen. Gerne darf er hier die Freunde aus Würselen befragen, die samt Rollstuhl bei uns über die Treppe aufs WC mussten.
Ganz offensichtlich hat er resigniert und glaubt nicht daran, dass Gäste in die Stadt kommen. Anders ist es auch nicht zu erklären, wie er auf die Frage ob man am Bauzaun während der Sanierung der Oberen Markstraße Werbung anbringen darf, mit „Für wen denn – läuft ja eh keiner lang“ antwortete. Den Marktplatz und seine Akteure muss er schon lange aufgegeben haben. Das beste Indiz dafür war das Hinweisschild für die Zufahrt zum Markt während der Bauphase. Auch wenn es keiner gesehen hat, ja es gab eins, ca. 20 x 30 Zentimeter groß.
Wo war sein Widerspruch als Aufsichtsratsmitglied, als die Sparkasse ihre Öffnungszeiten auf null reduzierte umd vom Marktplatz sich verabschiedete? Bis heute fehlt jedes öffentliche Statement des „Nochbürgermeisters“ dazu. Aber man kann sich ja dann für eine gesponserte Sitzbank am Ende der Unteren Marktstrasse (Puschkinplatz) feiern lassen, ist ja auch eine Bank. „Eine erholsame Pause wünscht Ihnen Ihre Kreissparkasse Hildburghausen“, diese Widmung ist an der Bank lesbar. Gelobt wurde, wie diese und Ihr Mülleimer sich perfekt ins Stadtbild einpassen – hätten wir nur damals schon geahnt wie viel Weitblick Obst besitzt.
Ein weiteres Indiz, für sein gespieltes Interesse ist, sein fast immer gezeigtes Nichterscheinen zu den Sitzungen des Werberings, da schickte er gerne die zweite oder dritte Garnitur, was hier nicht abwertend gemeint ist, sondern die Wertigkeit seiner Arbeitsweise und sein offenbares Interesse am City-Manager zeigen soll. Außer öffentlich zu Jammern, dass es keine finanzielle Unterstützung des Werberings gibt hat er bis heute nicht viel dazu getan. Das Vorstandsmitglieder des Werberings von ihm und seiner Wirtschaftsförderin, auf die Frage nach der Kompetenz des City-Managers und ob die Verwaltung und der Bürgermeist sich auch nach ihm richten würden, ausgelacht wurden vergisst er zu erzählen.
Die Heuchelei von der angesprochenen Unterstützung durch die von Obst geführte Verwaltung, muss für jeden Händler oder Dienstleister, der sein Geschäft schon geschlossen hat oder beabsichtigt es in den nächsten Monaten zu tun, ein Schlag ins Gesicht sein. Wie üblich geht er bei seinen Darstellungen mit der Realität extrem großzügig um, grade so wie es die Berichterstattung oder Heuchelei erfordert.
Er benutzt die Gewerbetreibenden dazu ein Automobil für die Vereine anzuschaffen. Nun darf dies jeder Verein für 30 Cent je Kilometer nutzen, ohne Sprit versteht sich. Teurer als manches Angebot von Sixt und Co. Warum muss denn mit allen Aktionen gleich der Haushalt der Stadt saniert werden?
Als ich Obst vor 3 Jahren nach Pflanzenkübeln der Stadt fragte, um diese im Außenbereich des Stadtcafés auf unsere Kosten zu bepflanzen, war er nicht in der Lage diese innerhalb von 6 Wochen anzuliefern. Darauf bestellte ich beim örtlichen Blumenhändler eigene, diese gefielen ihm und seiner Angetrauten wohl nicht, naja auch egal, sie verweilen ja lieber in Erfurt statt ihren Lohn in Hildburghausen auszugeben. Die Größe der Pflanzenkübel wurde penibel durch das Ordnungsamt geprüft, dass wir auch ja nicht einen Zentimeter mehr Marktfläche nutzen als bezahlt. Dass dies vor unserer Öffnungszeit und ohne unser Wissen geschah sei nur am Rande erwähnt. Hätte der Mitarbeiter das WC im Rathaus aufgeschlossen wäre Hildburghausen in diesem Moment mehr geholfen gewesen. Die angesprochene Unterstützung der Außengastronomie beschränkte sich letztendlich auf das Schreiben der Rechnung und die Kontrolle der pünktlichen Zahlung.
Es gibt Pflanzenkübel, die gehören der Kommune. Einige davon wurden von Händlern bepflanzt und gepflegt. Das diese dann noch Standgebühren dafür zahlen sollten zeigt wie groß die Unterstützung der Stadtverwaltung ist.
Als während der Bauphase der Oberen Marktstraße der Markttag umgestaltet wurde, platzierte man den Bratwurstgrill direkt zwischen den Außenbestuhlungen des Stadtcafés und des Asia Restaurants. Auf Nachfrage bei Ordnungsamtsleiterin Klara Johns, mit Bitte um Verbesserung, wurde mir mitgeteilt, Zitat: „Der Bürgermeister hat in der Dienstberatung gesagt, dies ist sein Markt und er legt fest wo die Leute stehen.“ Ich sage: Dies ist unser Markt den er zeitlich begrenzt verwalten darf.
Es ist für jeden Bürger von Hildburghausen, der seine Stadt wirklich liebt, schon recht bald möglich, genauer gesagt am 8. März 2020, diese unerträgliche Situation zu beenden.
Durch viele Gespräche weiß ich, das viele Hildburghäuser meiner Meinung sind, was mich bestärkt hat diese Zeilen zu schreiben.
Hildburghausen hat es verdient besseren Zeiten entgegen zu gehen, es liegt genügend Arbeit vor uns allen, gehen wir es gemeinsam an, ohne Heuchler.
Jan Schlechtweg
Betreiber der Eisdiele am Markt in Hildburghausen
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