Vom Lockdown zum Knockdown
IHK und HWK Südthüringen verurteilen Äußerungen des Thüringer Ministerpräsidenten, die Wirtschaft komplett runterzufahren
Erfurt/Suhl. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat heute Vormittag geäußert, dass er keine Alternative sehe, um den steigenden Trend an Neuinfektionen zu unterbrechen: Die Wirtschaft müsse komplett in den Lockdown geschickt werden und pausieren. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen und die Handwerkskammer Südthüringen (HWK) bewerten die Äußerungen des Thüringer Ministerpräsidenten als verheerend für die regionale Wirtschaft. Ihr Appell an die Thüringer Landespolitik: Konzepte und Strategien für die Pandemiebewältigung vorlegen anstatt Verunsicherung und Existenzängste zu schüren.
Dr. Peter Traut, Präsident der IHK Südthüringen: „Wir sind entsetzt und fassungslos angesichts der jüngsten Lockdown-Pläne für die Gesamtwirtschaft Thüringens, die geäußert werden, ohne die Folgen im Vorfeld abgeschätzt zu haben. Offensichtlich ist sich Ministerpräsident Bodo Ramelow der Dimension seiner Aussage keinesfalls bewusst. Der komplette Lockdown der Thüringer Wirtschaft ist ein inadäquates Instrument zur Problemlösung der Corona-Pandemiebewältigung. Die Balance zwischen Erfordernissen des Gesundheitsschutzes und der gesellschaftlichen Leidensfähigkeit wird dadurch aus den Angeln gehoben.“
Manfred Scharfenberger, Präsident der Handwerkskammer Südthüringen, warnt vor aktionistischen Entscheidungen, insbesondere in der schon jetzt verstörenden und prekären Wirtschafts- und Gesellschaftssituation. Es sind ungeahnte Auswirkungen zu erwarten und das, obwohl keiner sagen kann, ob die Schärfe eines solchen Schrittes auch zum Erfolg führen wird. „Die Wirtschaft und damit auch das Handwerk ist kein Experimentierkasten“, so der Präsident der Handwerkskammer Südthüringen.
„Wenn man die schärfsten und teuerste aller Maßnahmen, einen ‚wirtschaftlichen Lockdown‘ ins Spiel bringt, muss die Folgenabschätzung allen bewusst sein. Für die kleinen und mittelständischen Handwerksunternehmen und ihre Beschäftigten hier bei uns im ländlichen Raum würde der wirtschaftliche Lockdown den Komplettausfall bedeuten. Wenn man in dieser Schärfe agiert, die unzählige Unternehmer und ihre Belegschaften in Existenznot bringen wird, muss man sich die Frage stellen lassen, ob das Herunterfahren aller wirtschaftlichen Aktivitäten am Ende auch zum Ziel führt und das Infektionsgeschehen wesentlich nach unten treibt“, sagt die Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Südthüringen Manuela Glühmann.
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Pieterwas mahnt: „Wenn man die Axt an das öffentliche Leben und die Wirtschaft gleichzeitig anlegt, wird Deutschland unweigerlich zerrissen.“
Foto: Südthüringer Rundschau