Wahlkampf
Leserbrief. Es ist nicht meine Art, mich in Leserbriefen über die ganze Welt und meine persönlichen Befindlichkeiten auszulassen. Dazu fehlt mir auch einfach die Zeit, denn ich habe genug reale Probleme zu bearbeiten. Das geht bei den Problemen in Hildburghausen los, wo ich Fraktionsvorsitzender im Stadtrat bin und endet bei der Suche nach Lösungen für den Erhalt von Bänken und Schutzhütten im Thüringer Wald, wo ich mich als Naturparkvorsitzender engagiere. Und zwischendurch muss ich sehen, wie ich bis zum Frühjahr die Käferbäume aus dem Wald geholt habe, damit von ihnen keine Gefahr für die Nachbarn ausgeht.
Ein paar unsachliche Darstellungen in Leserbriefen, die wohl dem Wahlkampf in Hildburghausen geschuldet sind, machen jedoch eine Reaktion von mir erforderlich. So zum Beispiel die Aussage, ich hätte im Landtagswahlkampf keinen Blumentopf gewonnen. Ich habe bei der Landtagswahl im Herbst bewusst darauf verzichtet, mich um einen sicheren Listenplatz auf der Landesliste der Linken zu bewerben. Statt dessen kandidierte ich nur direkt im Wahlkreis Hildburghausen/Sonneberg, da die Linke dort sonst keinen bekannten Kandidaten gehabt hätte. Es ging darum, möglichst viele Stimmen für die Fortsetzung der Regierung von Bodo Ramelow zu erzielen. Dabei war mir klar, dass Henry Worm, den ich auch als Kollegen schätze, mit großer Wahrscheinlichkeit sein Direktmandat verteidigt. 6069 Wählerstimmen (28,2%) entfielen am Ende auf mich, das war nur Platz 2, aber durchaus mehr als ein Blumentopf!
Eine Bemerkung noch zur Aussage von Herrn Frenck, er würde seit 2009 im Kreistag sitzen. Er wurde zwar 2009 in den Kreistag gewählt, legte jedoch kurz darauf sein Mandat nieder, weil er ins Ausland ging.
Herrn Ludwig möchte ich raten, sich mit den Biografien von Menschen intensiver zu beschäftigen, bevor er sie verurteilt. Ein Freund von mir war als Heizer im Wachregiment „Hauptamtlicher“ bei der Stasi. Er schweißte im Herbst 1989 die Ofentür zu, damit keine Akten verbrannt werden konnten. Der Dank war nicht das Bundesverdienstkreuz sondern ein lebenslanges Berufsverbot im öffentlichen Dienst. Es wird Zeit, dass wir miteinander über unsere Lebenserfahrungen reden ohne einander im Vorfeld zu verdammen. Das Erbe der SED in Bezug auf den damaligen Machtmissbrauch sehe ich aktuell eher bei einigen Politikern außerhalb der Linken fortgeführt. Karrieristen traten im Regelfall aus, bevor die PDS mit ihrem Gründungskonsens sicherstellte, die Fehler der SED nicht zu wiederholen.
Der Vorwurf, dass gegenüber der AfD-Kandidatin die „Nazikeule“ geschwungen wird, wäre vielleicht berechtigt, wenn sie sich klar von bestimmten Unterstützern distanzieren würde. Im Diskussionsforum der Freien Wähler in der Goldbachaue am 28. Januar vermisste ich eine diesbezügliche Antwort auf die Frage, wer denn ihre Berater wären.
Tilo Kummer
Gerhardtsgereuth
Foto: Pixabay
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