Was soll denn nun dies Kaspertheater?
Leserbrief. Nun erlässt die Bundesregierung bereits am 9. Dezember 2020 eine Verordnung über die Vergabe von FFP2-Masken an über 60-Jährige sowie chronisch- und schwerkranke Menschen. Ab dem 15. Dezember konnten diese kostenlos drei Schutzmasken in Apotheken abholen – das hat auch recht gut funktioniert – danke dafür.
In einem zweiten Schritt sollen die Berechtigten in diesem Jahr von Januar bis Mitte April dann zusätzlich zwei Coupons für je sechs FFP2-Masken erhalten. Die fälschungssicheren Coupons sollen von den Krankenkassen ausgegeben werden, und zwar in zwei genau definierten Zeiträumen. „Damit wollen wir verhindern, dass auf Kosten der Schwächsten Geschäfte gemacht werden“, sagte Spahn. Eine durchaus logische und sicherlich gerechtfertigte Entscheidung – doch wie sieht die Machart der Umsetzung aus?
Dazu hatte ich auf dem Portal der AOK Plus am 16. Februar 2021 eine Anfrage gestellt und bereits am 19. Februar 2021 ein Antwort erhalten. Die sinngemäße Antwort beinhaltete die Zusage, dass der Versand der ersten Berechtigungsscheine am 15. Januar 2021 gestartet sei und in der Folge alle weiteren Berechtigten versorgt würden. Vom Versand bis zum Erhalt der Coupons könne es durchaus bis zu 3 Wochen dauern, darum wurde um Geduld gebeten.
Nun ist diese Einschätzung durchaus nachvollziehbar, doch da sollte es ja möglich sein, dass zumindest bis zum 19. Februar 2021 (das wäre dann eine Karenzzeit von 5 Wochen) eine Zusendung der Berechtigungsscheine erfolgt. Die traurige Realität sieht jedoch so aus, dass meine Ehefrau (75 Jahre) per Postwurfsendung am 26. Februar 2021 beglückt wurde und mir (80 Jahre) noch nicht einmal dieses kleine Glück beschieden ist, wobei wir beide zum Bereich der „Berechtigten“ zählen und bei der AOK als solche geführt werden.
Der Clou der Sache ist jedoch besagter Zeitpunkt der Zusendung. Auf dem Land leben so viele „berechtigte“ Menschen, die möglicherweise nicht in der Lage sind, sich schnell ins Auto zu setzen, ca. 6 bis 10 km zur nächsten Apotheke zu fahren und noch kurz vor „Toresschluss“ die wohlwollende Geste unserer gewählten Bundesregierung in Anspruch zu nehmen – am 28. Februar 2021 sind nämlich die ersten Coupons verfallen und das ist ja nun mal der Sonntag gewesen.
Man sollte ja meinen, dass in Zeiten von „Corona“, wo stark reduzierte Besuchstermine bei der AOK nur nach Voranmeldung wahrgenommen werden können, den Beschäftigten in den Dienststellen eigentlich noch mehr Zeit verbliebe, den Versand der Berechtigungscoupons zügig durchzuziehen, doch „Pustekuchen!“ Wo hat denn nun die Säge geklemmt?
Ich will nicht ketzerisch sein und irgendwelchen politisch Verantwortlichen böse Absicht unterstellen, doch die gebetsmühlenartig vorgebrachten Aussagen, dass gerade die besonders „Gefährdeten“ in unserem Lande einen vordringlichen Schutz und Beachtung erhalten, sind durch die berichteten, täglich neuen realen Fakten stark in Zweifel zu setzen.
Fakt ist bei uns zurzeit, dass die Art, wie man hier verfährt, einem Kaspertheater gleicht und letztendlich dafür die Verantwortlichen möglicherweise von den Wählern ihren gerechten „Lohn“ erhalten.
Wolfgang Keller
Ehrenberg
Foto: Monika Schröder auf Pixabay
(Leserbriefe spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider. Um die Meinung der Leser nicht zu verfälschen, werden Leserbriefe nicht zensiert und gekürzt. Mit der Einsendung geben Sie uns automatisch die Erlaubnis, Ihren Leserbrief in unserem Medium abzudrucken und online auf unserer Internetseite zu veröffentlichen.)