Wasch mich, aber mach mich nicht nass!
Leserbrief. Das alte Sprichwort „Wasch mich, aber mach mich nicht nass!“ benutzte meine Oma regelmäßig, um mir schon vor über 50 Jahren deutlich zu machen, dass die Vorteile einer Sache in der Regel mit mindestens einem Nachteil verbunden sind.
Es geht um 2 geplante Windkraftanlagen auf dem Waldauer Berg. Jeweils ca. 1.500 m (Luftlinie etwas weniger) von Hinternah und Waldau entfernt und etwa 75 m über den Ortslagen in den Tälern. Also nicht im Vorgarten eines Wohngrundstückes, sondern in der Nähe des kleinen Gewerbegebietes zwischen den Schleusinger Ortsteilen auf freier Fläche des Plateaus.
Der prognostizierte Jahresertrag von 20.000 MWh kann den jährlichen Strombedarf der heute ca. 11.000 Einwohner Schleusingens zu einem ganz erheblichen Teil decken.
Warum ist es nicht möglich, dass eine Stadt wie Schleusingen mit externer Unterstützung eine solche Infrastrukturanlage selbst plant, baut und betreibt? Und unter Beteiligung einer Bürgergenossenschaft auch finanziert.
Im benachbarten Landkreis Rhön-Grabfeld können wir uns bei der „Bürgerwindenergie Großbardorf-Sulzfeld GmbH & Co. KG“ informieren, wie das geht. Dort betreiben 250 regionale Anteilseigner 4 eigene „Bürger-Windräder“. Wenn uns ein Teil der modernen Stromerzeugungsanlagen in der Nähe gehören würde, hätten wir einen anderen Bezug zum Thema.
Wir wollen und brauchen Strom für unser modernes Leben, rund um die Uhr, jeder. Wir wollen aber keine Windräder, keine Pumpspeicherwerke, keine Hochspannungsmasten, keine Gleichstromkabel im Erdreich und den endlos strahlenden Abfall der Kernenergie schon gar nicht.
Wir möchten, dass der Strom weiter aus der Steckdose kommt, so wie es immer war. Dass dafür woanders noch immer Leute ihr Zuhause aufgeben müssen und großflächig – nicht nur auf ca. 1 ha – in die Landschaft eingegriffen wird, nehmen wir in Kauf – ist ja nicht bei uns hier.
Wenn wir so denken und handeln, verhalten wir uns mindestens unredlich. Argumente und Informationen werden eingefordert, aber dann nicht einmal angehört.
Mit gelben Westen und dem „Kaputt-Pfeifen“ einer Info-Veranstaltung können wir uns in der Blase unserer vorgefassten Meinung einrichten – kein ernsthaftes Problem wird so jemals gelöst werden.
Meine Oma wurde 93 Jahre alt. In den Sprichwörtern, die sie zitierte, spiegelten sich die Erfahrungen ihres bewegten Lebens in wunderbarer Weise.
Noch eins, das auch gut hierher passt, lautet: „Auf fremdem A**** ist gut durch Feuer fahren.“
Mit freundlichen Grüßen
Dipl.-Ing. Jens Langenhan
Dillstädt
Foto: Pixabay
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