Weihnachten im ganzen Dorf
Westhausen. Ganz Deutschland scheint von der Pandemie paralysiert. Überall werden Adventsfeiern, Andachten und Gottesdienste abgesagt, fürchten sich Menschen vor der Einsamkeit.
Ganz Deutschland? – Nein, ein kleines Thüringer Dorf, umzingelt von den landesweit höchsten Infektionsraten, leistet der Vereinzelung Widerstand. Mit Fantasie und Gemeinschaftssinn findet Weihnachten für alle statt!
Jesus kam in einfachsten Verhältnissen zur Welt, ein echtes Dorfkind. Die es erlebten, waren voller Freude. Sie feierten im Stall und auf dem Feld und erzählten denen, die sie antrafen, dass Gott mitten in ihrem Ort ist. Dieses Weihnachten ist eine Chance sich der Geschichte neu zu nähern, uns gegenseitig zu erzählen und zu zeigen, was sie für uns bedeutet. Wir wollen Weihnachten mit und im ganzen Dorf feiern, und zwar so, dass Jede/r teilhaben kann!
Bereits in der Adventszeit lohnt sich ein Abendspaziergang durch Westhausen. Jeden Tag zeigt sich in den Fenstern des Gemeinderaumes ein neues Bild. Die Kirche wird leuchten und ab dem 4. Advent ein besonderer Weihnachtsbaum auf dem Kirchhof zu bewundern sein.
Vielleicht kennen einige von Ihnen stationäre Kreuzwege in katholischen Gegenden, die Pilger ganz für sich oder in Gruppen entlanggehen. Vergleichbar dazu werden in der Adventszeit Stationen der Weihnachtsgeschichte gestaltet, z.B. in Fenstern von Privathäusern, auf dem Kirchhof, im Hof des Kindergartens, vor dem Gemeindeamt… Kurz vor dem Heiligen Abend kann man sich dazu einen Audioguide abholen oder aus dem Netz herunterladen und jede Hausgemeinschaft erkundet das Weihnachtswunder für sich.
Die Einwohner Westhausens sind eingeladen, entlang der Wege die Fenster zu beleuchten. Einige werden Musikstücke gemeinsam aufnehmen, die man dann per Audioguide unterwegs hören kann, genauso wie Texte aus der Bibel gelesen werden oder Gruppen Lieder einsingen können. Statt der Krippenspielproben können – in kleinen Gruppen – Fensterbilder gemalt oder Krippen-Szenen mit Strohfiguren aufgebaut werden. Die Frauen von der Lichtstube werden genauso eine Station vorbereiten wie der Kindergarten und die Konfirmanden.
Für über 10 Stationen haben wir bereits Zusagen. Szenen der Weihnachtsgeschichte, wie die Krippe in der Kirche oder die Hirten am Stall und die Weisen aus dem Morgenland sind genauso dabei wie traditionelle Elemente: das weihnachtlich dekorierte Dorfbackhaus, der große Adventskranz in der Ortsmitte wie auch ein geschmückter Pferdeschlitten.
Wir hoffen, dass durch die vielfältigen Möglichkeiten sich selbst einzubringen und die ungewohnte Öffentlichkeit ein neues Gemeinschaftsgefühl im Ort wächst, das zu dem Rückzug und der Vereinzelung der vergangenen Monate ein Gegenbild aufscheint, denn die Stationen sind für alle sichtbar und nicht auf die Kirche und auf eine Stunde am Nachmittag bzw. Abend begrenzt. Je mehr daran beteiligt sind, desto besser. Die Zahl der Bilder /Installationen ist nicht begrenzt, der jeweilige Aufwand kann ja ganz unterschiedlich sein und im Stil von traditionell bis zeitgemäße Adaption reichen.
An den Advents- und Feiertagen wird die Kirche wieder farbig erleuchtet und bleibt Mittelpunkt des Geschehens. In ihr wird eine Ausstellung mit Bildern, Texten, Musik (Aufnahmen unserer Orgel) und eine Holzkrippe aufgebaut. So kann jede/r persönlich Andacht halten.
Damit wird Weihnachten zwar anders als gewohnt, aber weder einsam noch trist, sondern bietet viel mehr Möglichkeiten zur individuellen Ausgestaltung – eingebettet in ein gemeinsames „Spiel“ rund um das Kind in der Krippe.
Das Weihnachtswunder ist zu groß für unsere kleine Kirche – geben wir ihm Raum!
Foto: Privat