Weihnachtsgrußwort des Landrates Thomas Müller
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
das Jahr neigt sich seinem Ende entgegen, schon wieder einmal, doch so schnell. Die Zeit scheint zu galoppieren; man glaubt, die Uhren drehen sich schneller. Das tun sie natürlich nicht! Auch in diesem Jahr behalten die Naturgesetze ihre Richtigkeit. Eine Sekunde bleibt eine Sekunde, eine Minute eine Minute, eine Stunde eine Stunde und so weiter und so fort.
Woran liegt es nun aber, dass unsere Gefühlswelt, was die Schnelllebigkeit betrifft, mit der Wirklichkeit oft nicht Schritt hält? Viele kluge Menschen, Institutionen, Meinungsforscher und dergleichen mehr auf der ganzen Welt haben sich an dieser Thematik schon abgearbeitet. Auf darüber hinaus gehende, gar neue Erkenntnisse, bin ich auch nicht gekommen. Trotz allem beschäftigt mich das Ganze ebenso sehr, wie es Sie möglicherweise auch beschäftigt. Was geschieht also mit uns?
Die Einflüsse von außen, die Menge der Probleme auf dieser Welt, die schnellen Veränderungen auf vielen Gebieten, die Fülle von Informationen, die durch Medien aller Art verbreitet werden, lassen uns wenig Raum, um zur Ruhe zu kommen. Mitunter gehen wir auch sehr leichtfertig mit der Abwägung der Werthaltigkeit von Nachrichten um. Dazu kommt die ständige Bearbeitung aller Problemlagen, die im privaten, beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld auf uns einwirken. Der Mensch kann und muss Vieles bewältigen. Er braucht dafür viel Kraft, Vertrauen zu sich selbst, aber auch zu seinen Mitmenschen, er braucht eine innere Balance.
Wir sollten ab und an innehalten und uns entschleunigt auf wesentliche Dinge besinnen. Ist es nicht gerade das Weihnachtfest, das uns dazu ermutigt? Die Weihnachtszeit definiert sich ja nun nicht nur darin, Geschenke zu geben bzw. zu erhalten. Die Weihnachtszeit führt uns vielmehr deutlich vor Augen, welchen Stellenwert unser Wertesystem für ein friedvolles und gedeihliches Zusammenwirken auf der Welt, in unserem Land, in unserem Dorf, in unserer Stadt, in unseren Familien hat. Beim Besuch des Krippenspiels ist es uns unverständlich, einer in Not geratenen Familie in Erwartung eines Babys nicht Unterkunft und Kost zu gewähren.
Ich weiß, dass wir auch in unserem reichen Land differenzieren müssen. Aber unser Wohlstand, in 75 Jahren Friedenszeit ist so unermesslich hoch, dass hier und da eine Portion Demut guttut. Gewalt, Hungersnöte, sterbende Kinder in den zahlreichen Kriegsgebieten dieser Welt entsetzen uns. Die Klimaveränderung mit all ihren Auswirkungen stellt uns vor große Herausforderungen. Die Verantwortung tragen wir gemeinsam, unser wohlhabendes Land insbesondere.
Gerade jetzt in dieser besinnlichen Zeit sollten wir über uns selbst, über unser Wertesystem und unsere ganz persönliche Position zu diesem nachdenken. Die Adventszeit ist im Gange, Heiligabend steht unmittelbar bevor. Viele können in leuchtende Kinderaugen schauen, wir werden an die eigenen Gefühle erinnert, die das Weihnachtsfest hervorruft. Wir freuen uns auf das Miteinander in den Familien und mit Freunden, wir freuen uns auf eine friedvolle und gesegnete Zeit. Ich denke auch an all diejenigen, die alleine das Fest begehen müssen, die krank sind oder Schicksalsschläge hinnehmen mussten. Möge der tiefe Sinn von Weihnachten und die Botschaft des Friedenslichtes in unsere Herzen einziehen.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Fest und ein gesundes neues Jahr 2020.
Ihr Landrat Thomas Müller