Westhausen und der Wald
Leserbrief. Jahrelang habe ich mich intensiv um den Gemeindewald Westhausen gekümmert. Auch im Auftrag des Gemeinderates hatte ich ein Auge auf den Wald, schon zu Zeiten des verstorbenen Bürgermeisters Edgar Riedel.
In meiner Aufgabe die Betreuung und Zusammenarbeit mit dem Forstamt zu pflegen, mussten zum Teil Jahrzehnte alte Probleme und Konflikte angegangen werden und gelöst werden. Zusammen mit dem Forstamt erstellte ich ein neues Waldbewirtschftungskonzept das vom Gemeinderat einstimmig beschlossen wurde.
Jahrelang hatten wir gute, fünfstellige Erträge aus dem Wald für den Gemeindehaushalt erwirtschaften können. Auch erinnern sich vermutlich viele noch daran, dass der verstorbenen Bürgermeister eigentlich fast täglich im Wald nach dem Rechten sah. Er entdeckte so manchen „Käferbaum“, er stellte den Borkenkäfern mittels Fallen nach.
Leider muss ich hier auf ein dringendes Problem aufmerksam machen, von dem der Bürgermeister auch seit Wochen informiert ist, jedoch wie so oft, eine Antwort aussteht und bisher nicht gehandelt wurde.
Mein Interesse gilt dem Wald, dass es uns nicht ergeht wie 2018 und sich die massive Ausbreitung des Käfers wiederholt.
Im Januar 2018 entdeckte der Förster und ich im Wald vereinzelte vom Käfer befallene Fichten. Zusammen besprachen wir das Vorgehen und beschlossen, dass es notwendig ist, noch bevor die warme Witterung einsetzt, diese Bäume aus dem Wald zu entfernen. Trotz voller Auftragsbücher konnten wir einen Unternehmer finden, der die Arbeiten sofort erledigt hätte. Der Holzverkauf hätte die Maßnahme finanziert und noch einen Überschuss von 1.500 Euro gebracht.
Leider wurde dieser Auftrag nie ausgeführt, denn der Bürgermeister Ulf Neundorf hat laut seiner eigenen Aussage nicht gewusst, das er den Auftrag noch unterzeichnen muss. So standen die Bäume noch im Sommer, inzwischen trocken und dürr und gar nicht mehr alleine, sondern mit vielen Dutzend weiter geschädigten, -angesteckten Bäumen, umgeben, die dann gefällt wurden. Die Kahlschlagflächen zeigen die Wunden noch heute.
Gerade bei der Käferbekämpfung ist es sehr wichtig, die ersten Käfergenerationen im Jahr zu dezimieren und betroffene Bäume sofort zu entfernen, um eine weitere Ausbreitung zu dämpfen. Aufgrund dieses groben Versagens und weitere Gründe habe ich die Aufgabe „Waldbetreuung“ für den Bürgermeister im März 2018 beendet.
2019 ist die Lage seit Wochen bereits so angespannt, dass selbst der Thüringer Forst die oben genannten Maßnahmen empfiehlt. Bei einer gemeinsamen Waldbegehung mit dem Förster im April 2019 erging es uns ähnlich wie 2018, verschärft jedoch durch die bereits jetzt schon extrem trockene Witterung! Sofortiges Handeln wäre erforderlich, damit wir den hohen Wert des Waldes für die Gemeinde auch in Zukunft erhalten können.
Ein einfaches Aussitzen oder nicht kümmern wird weitreichende Folgen für unseren Wald haben. Dies sind die aktuellen Geschäfte, die in Eigenregie durch den Bürgermeister zu erledigen sind, die jedoch seit Jahren von ihm vernachlässigt werden.
So werden wir in den kommenden Jahren vermutlich hohe Summen aufwenden dürfen, um all die Flächen wieder aufzuforsten. Die Erträge werden entfallen, dafür die Kosten steigen.
So hatten wir über viele Jahre gute fünfstellige Erträge pro Jahr im Wald erwirtschaftet. Doch nun droht uns eine Abwärtsspirale, deren Kipppunkt bereits überschritten sein dürfte, denn bereits in diesem Jahr zahlt die Gemeinde laut Haushaltsplanung bereits 5.000 Euro dafür, dass große Mengen an Holz im Wald geschlagen und vermarktet werden.
So kann der Ausverkauf der Werte der Gemeinde nicht weitergehen, auch wenn wir jetzt noch ein gutes Finanzpolster aus früheren Jahren haben!
Dieser leichtfertige und verantwortungsreduzierte Umgang mit dem seit vielen Generationen aufgebauten Gemeindevermögen „Wald“ muss aufhören!
Bernd Schreiner
Gemeinderat
Bürgerinitiative Freie Wähler
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