Wirtschaftsrat Thüringen: Brandbrief an die Landtagsfraktionen zur Umsetzung einer zukunftsfesten Bildungs- und Digitalpolitik für die Thüringer Schulen
Erfurt. Der Beginn des neuen Schuljahres 2020/2021 steht kurz bevor, die Sommerferien in Thüringen gehen in die zweite Halbzeit. „Schaffen Sie umgehend ALLE Voraussetzungen für einen funktionierenden, digital ergänzten Schulbetrieb! Veranlassen Sie umgehend gemeinsam mit allen Verantwortlichen die Umsetzung einer zukunftsgerichteten Bildungs- und Digitalpolitik!“, appelliert Mihajlo Kolakovic, Vorsitzender des Landesverbandes Thüringen im Wirtschaftsrat der CDU e.V.
Die aktuell herrschende Krise hat eindrucksvoll bewiesen, wozu digitale Technik samt passender Infrastruktur in der Lage sein kann. Sie hat jedoch auch schmerzlich unsere infrastrukturellen, administrativen und inhaltlichen Defizite in Deutschland und insbesondere in Thüringen aufgezeigt: „Gerade an den Orten herrscht eine verheerende digitale Dürre, an denen unsere zukünftigen Fachkräfte ausgebildet werden. Wir reden von den Grundschulen, Regel- und Realschulen aber auch den Gymnasien und Berufsschulen unseres Freistaates!“, zeigt Mihajlo Kolakovic auf. Dabei müsste es nicht so sein. Mittel aus dem Digitalpakt des Bundes in Höhe von 132 Millionen Euro stehen neben weiteren 15 Millionen Euro Kofinanzierung des Freistaates zur Beantragung und zum Abruf bereit. Wenn bisher höchstens 5 Millionen Euro davon bewilligt worden seien, dann müsse die Beantragung erleichtert und unterstützend forciert werden. Der Zugang zur Thüringer Schul-Cloud muss nur eingefordert werden. Die Digitalagentur Thüringen steht laut ihrem Selbstverständnis als Unterstützer bei der Digitalisierung bereit. Bildung und Forschung sind neben Mittelstand 4.0 und Landesentwicklung Leitthemen der Digitalstrategie des Freistaates, so zumindest die Theorie.
In der Praxis wurden die Lehrer zumeist alleingelassen und es ist individuellen Initiativen zu verdanken, wenn dennoch digital unterstützter Unterricht stattgefunden hat. Dann oft per E-Mail, aus privaten E-Mail Accounts.
Dass sich dafür auch noch der Thüringer Datenschutz interessierte, ist nicht nur traurig, sondern beweist auch sehr eindrucksvoll den dringenden Handlungsbedarf seitens der Bildungs- und Digitalpolitik im Freistaat.
Auch mit Einführung der Thüringer Schul-Cloud an einigen wenigen Schulen lief bis zum Ende des Schuljahres nicht viel und wenn, dann lief es definitiv nicht rund. Diese Erfahrung macht vielen Eltern vor dem Start in das kommende neue Schuljahr große Sorgen, denn Besserung ist nach Aussagen des Thüringer Lehrerverbandes nicht in Sicht. Betroffen von diesem Missstand sind neben den Kindern, Lehrern und Eltern auch die Unternehmen. Gerade jetzt braucht es in wirtschaftlichen schweren Zeiten Mitarbeiter, die sich auf ihre Aufgaben konzentrieren können, um auch im Homeoffice leistungsfähig zu bleiben. Der reibungslose Einsatz der Schul-Cloud sollte allen Schulen im Freistaat ermöglicht werden und verpflichtend sein.
Die Thüringer Wirtschaft fordert daher zu aller erst im Sinne der Zukunft unserer Kinder, aber auch mit Blick auf die Eltern als Angestellte in den Thüringer Unternehmen, einen funktionierenden, digital ergänzten Schulbetrieb. Es braucht dringend eine Task-Force, in der die verantwortlichen Ministerien für Bildung, aber auch der Wirtschaft und digitalen Gesellschaft, zusammen mit der Thüringer Digitalagentur und dem Thüringer Datenschutz, an einer Lösung für Schulen und Lehrende arbeiten. Das digitale Fundament ist mit der „Schul-Cloud“ bereits verfügbar. Allerdings muss diese so eingerichtet und in die Prozesse der Schulen integriert werden, dass eine effektive Arbeit mit dieser Plattform flächendeckend möglich wird.
„Die Zeit drängt! Mit Blick auf die erneut steigenden Covid-19-Fallzahlen, blitzt die Gefahr neuerlicher Schulschließungen im Herbst sehr deutlich am Horizont auf. Darauf sollten dann auch die Thüringer Schulen umfassend vorbereitet sein“, so Mihajlo Kolakovic.
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