Wissen Sie, Herr Donner…
…natürlich kann man das so machen, wie Sie es in Ihrem Leserbrief vorführen. Seien Sie versichert: ich könnte das schon auch.
Ich würde dann beispielsweise irgendwelche Patienten ausfindig machen, die mit der Behandlung bei Ihnen unzufrieden gewesen sind. Unter den wahrscheinlich Tausenden, die Sie über die Jahre hinweg behandelt haben, ließen sich da mit Sicherheit ein paar finden. Deren Vorwürfe würde ich dann unbesehen in die Öffentlichkeit setzen – und zwar, Herr Donner: ohne Ihre eigene Stellungnahme dazu einzuholen und ohne die Richtigkeit der Anschuldigungen irgendwie zu überprüfen. Mir egal. Sie dürften dann nämlich zusehen, wie Sie das wieder richtiggestellt bekommen. Nicht ich.
Ich könnte mich dann auch noch in der allzeit brodelnden digitalen Gerüchteküche bedienen oder mich in Hibu etwas umhören. Dann würde ich beispielsweise berichten, man würde sich ja auch erzählen, Sie hätten einer Amtsleiterin über ein halbes Jahr hinweg durch derart kreative Diagnosen die Lohnfortzahlung ermöglicht, dass es schon ein Fall für die Ärztekammer sein müsste.
Wiederum würde ich das nicht auf Wahrheitsgehalt prüfen. Ich würde Sie auch nicht vorher fragen, was Sie dazu zu sagen haben. Ich würde es mit möglichst viel „würde“, „wäre“ und „hätte“ in den Raum stellen. Und, Herr Donner: auch mir ist es sprachlich gegeben, jedes Gerücht und jede Verleumdung so zu formulieren, dass Sie mit keinem Rechtsanwalt der Welt eine Chance haben, dagegen vorzugehen.
Genau so, lieber Herr Donner, sind Sie also mit mir verfahren. Wie gesagt: das kann man so machen. Lasset die Schlammschlacht beginnen! Los geht’s.
Die Frage ist halt, ob es das ist, was unsere Stadt gerade braucht, was ihr gut tut, was sie nach vorne bringt. Ich glaube, wir brauchen etwas ganz anderes.
Wir brauchen eine Debattenkultur, die unterschiedliche Meinungen aus- und einen Mindeststandard des fairen Umgangs einhält. Für diese Art der Debatten eine Plattform zu bieten, beschreibt ziemlich präzise das Erfolgsprojekt „Südthüringer Rundschau“. Hier sollen die Menschen sich ausdrücken und sich auch streiten können – aber bitte in einem Rahmen, der zur Verständigung beiträgt, der dem Gesellschaftsganzen zuträglich ist und nicht immer nur Gräben aufreißt.
Anstatt mich mit Schmutz zu bewerfen, hätten Sie, Herr Donner, die Argumente meines Textes zur Bürgermeisterwahl auch mit Gegenargumenten beantwortet können. Sie hätten Ihre eigene Vision für eine gute Entwicklung Hildburghausens darstellen können.
Damit wäre der Sache dieser Stadt gedient gewesen.
Stattdessen wurde meine Befürchtung, dass die Wahl einer AFD-Kandidatin wenig geeignet ist, das ewige Hickhack in dieser Stadt zu beenden, durch Ihre und die Reaktion des Herrn Ludwig leider bestätigt.
Davon abgesehen habe ich, wie Sie richtig zitieren, eingeräumt, dass ich Frau Schwamm persönlich gar nicht kenne. Ich dachte meinerseits: das öffentlich dazuzusagen, ist ein simples Gebot der Ehrlichkeit. Sie aber scheint gerade das fürchterlich aufzuregen.
Dabei trifft Selbiges auf uns beide doch genauso zu! Herr Donner: Sie kennen mich gar nicht. Von mir, von meinem Leben, meiner Arbeit und meinem Schlossprojekt haben Sie keine Ahnung.
Was tun? Ich denke, das Beste wäre, die allgemeine Schlammschlacht ausfallen zu lassen. Ich schlage stattdessen vor, dass wir uns an einen Tisch setzen, ohne Mikrophone und Kameras, nur wir beide – um uns ganz einfach erst einmal kennenzulernen.
Ich bin gerne dazu bereit.
Sie auch?
Prinz Chaos II.
Weitersroda