Zum Wahlforum „Thüringen hat die Wahl“ am 21. Oktober 2019
Leserbrief. Zum Thema Bildung in Thüringen behauptete die AfD-Landtagskandidatin Nadine Hoffmann, es werde eine frühkindliche Sexualisierung in den Lehrplänen betrieben, die sie ablehne. Auf meine Frage, was sie darunter verstehe, sagte sie so stünde es im Programm. Welches Programm sie meinte, sagte sie nicht.
An dieser einzelnen Aussage ist zu erkennen, wie die AfD demagogisch agiert: Im Thüringer Lehrplan für die Grundschule geht es um Sexualerziehung, die versucht, den heutigen gesellschaftlichen Gegebenheiten zu entsprechen und die Kinder behutsam zu unterrichten. Ob man nun auf die veränderten familiären Situationen eingeht oder die herkömmliche Familie als Leitbild fordert, wie die AfD es tut, lässt sich diskutieren, aber auf sachlicher Ebene.
Nadine Hoffmann von der AfD jedoch spricht nicht von Sexualerziehung, sondern von „frühkindlicher Sexualisierung“. Sie verwendet damit einen falschen, verlogenen, gefühlsmäßig aufgeladenen Begriff, um bei den Zuhörern Assoziationen zu erzeugen, die in Richtung kleine Kinder, Missbrauch, Pornografie oder Prostitution gehen können. Sie versucht damit bei den Bürgerinnen und Bürgern Ängste und Aggressionen gegenüber den politischen Gegnern der AfD wachzurufen, zu denen wohl alle andern Thüringer Volksparteien zu zählen sind. Damit hat sie einen Sündenbock geschaffen, mit dessen Hilfe sie auf Stimmenfang hofft.
Das ist typisch für die AfD-Anhänger (in Leserbriefen immer wieder bestätigt): sie verdrehen eine Sache so, dass ein gefühlsmäßig aufgeladener Sündenbock entspringt, auf den eingedroschen werden kann. Sehr einfach, sehr gefährlich, weil Hass erzeugend. Sich einer sachlichen Diskussion zu stellen, die ein wesentliches Element der Demokratie ist, ist zu unbequem.
Astrid Rühle
Bedheim
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