Kommentar zu Nadine Hoffmanns Äußerungen
… erschienen in der Südthüringer Rundschau am 2. November 2019
Leserbrief. Ja, es ist schon ein interessantes Thema, die Sexualkunde in unserem Bildungssystem. Sie ist wichtig zur Orientierung im künftigen Leben der Kinder als Jugendliche und Erwachsene. Richtig ist, dass die körperlichen Verschiedenheiten bei Mensch und Tier im Biologieunterricht vermittelt werden. Aber genügt das?
Die Geschlechtsunterschiede bestimmen und bewerten in allen Völkern dieser Erde die Rollen von Junge und Mädchen, von Mann und Frau. Also sollte auch bei uns in der Schule im Sozialkundeunterricht, im Ethikunterricht davon die Rede sein. Die Erkenntnisse über Sexualität und das Verhältnis der Geschlechter zueinander ist nicht mehr dasselbe wie vor 100 Jahren. Wer wünscht sich z.B. die Strafbarkeit von Homosexualität zurück oder dass uneheliche Geburten aus Scham verheimlicht wurden?
Die meisten Kinder wissen heute schon viel, wenn sie in die Schule kommen. Nicht zuletzt spielt zuweilen das Fernsehen zuhause dabei eine zweifelhafte Rolle. Da sind manche Eltern froh, wenn einiges in der Schule richtig gestellt wird.
Die Auflösung des Familienideals mag bedauerlich sein für das Bild von einer heilen Welt. Aber das hilft nichts. Die Formen des Zusammenlebens sind vielfältig geworden, und darauf muss Bildung eingehen, sonst erreicht sie die Kinder nicht in ihren eigenen Lebenserfahrungen und -bedürfnissen.
Die geschlechtliche Vielfalt, die heute akzeptiert wird, ist nur ein Mosaikstein in der Vielfalt unserer deutschen Gesellschaft. Dazu gehören Herkunft, Religion, Begabungen, Behinderungen etc. Diese Unterschiede gilt es zu nutzen und Gemeinsamkeiten zu stärken.
Die Lehrer und Lehrerinnen sind im Übrigen dazu angehalten und von ihrem pädagogischen Selbstverständis her in der Lage, sensibele Themen altersgemäß und, wenn gewünscht, auch mit Rücksicht auf die Auffassung der Eltern zu unterrichten. So steht es im Lehrplan für Thüringer Grundschulen.
Astrid Rühle
Bedheim
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